Kommentar

Kräftemessen zwischen Rechtsabteilungen und Kanzleien

Das Verhältnis von Inhouse-Abteilungen und Beratern muss in der Krise neu austariert werden. Dabei sind alternative Preismodelle an der Tagesordnung.

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Viele Rechtsabteilungen sind notgedrungen in den Krisenmodus verfallen. In einem Umfeld, das von hoher Auslastung geprägt ist, haben General Counsel Arbeit verlagert – und sie haben viel über Personalbindung und andere Effizienzmaßnahmen nachgedacht. Viele Inhouse-Abteilungen sind auf dem Weg von der reinen Stabsabteilung zu einer gemanagten Rechtsfunktion schon ein gutes Stück vorangekommen.

Nun aber stehen die nächsten Schritte an: Vor allem rückt bei externer Beratung das Preis-Leistungs-Verhältnis in den Fokus. Denn dort, wo bei Rechtsdienstleistungen Angebot und Nachfrage aufeinandertreffen, besteht noch viel Potenzial für weitere Verhandlungen – nicht zuletzt auf der Kostenseite. Dass dem so ist, zeigen auch die Ergebnisse der JUVE-Inhouse-Umfrage: Neue Honorarmodelle hatten zum Zeitpunkt der Befragung im Spätherbst 2022 erst knapp ein Viertel der Befragten ausgehandelt, doch weit mehr als die Hälfte haben dies für 2023 auf dem Zettel.

Den Marktteilnehmern steht hier ein Kräftemessen bevor, in dem die Inhouse-Counsel ein Ass im Ärmel haben: Der vermeintliche Vorteil von Kanzleien nämlich, höhere Gehälter zahlen zu können, relativiert sich schnell, wenn diese nicht auf die Mandanten umgelegt werden können. Während Kanzleien überlegen, wie sie ihre höheren Kosten abwälzen, definieren Unternehmen, was sie zukünftig als kostenlosen Service von ihren Rechtsberatern erwarten. Für die Inhouse-Counsel ist die Gesamtsituation komfortabel. Sie können neue Beziehungen testen und vor allem können sie ihre Zurückhaltung gegenüber alternativen Preismodellen ablegen, denn für Zurückhaltung ist ihre Verhandlungsposition viel zu gut. 

Der Kommentar stammt aus der aktuellen Ausgabe 02/2023 des JUVE Rechtsmarkt, die sich auf Basis exklusiv erhobener Marktdaten umfassend der Entwicklung von Rechtsabteilungen widmet.

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