Freshfields Bruckhaus Deringer ist erneut die umsatzstärkste Kanzlei in den JUVE Top 100. Die Kanzlei erwirtschaftete einen Jahresumsatz von rund 405 Millionen Euro – ein Plus von gut 10 Prozent. Dies gelang ihr – wie vielen ihrer Wettbewerberinnen – auch dadurch, dass die Kanzlei deutlich mehr Anwälte beschäftigte. Die Verschlankungsphase der Vorjahre ist also offenbar bei vielen Kanzleien nicht mehr angesagt. Diät halten muss in diesen fetten Zeiten niemand. In der Spitze verstärkten die Kanzleien ihre Mannschaften um fast 20 Prozent, wie das Beispiel Luther zeigt. Unter anderem sind dafür Großmandate im Dunstkreis des Dieselskandals verantwortlich, für die einige Kanzleien Heerscharen von angestellten Anwälten brauchen. Innerhalb der Spitzengruppe der ersten 10 hat als einzige Kanzlei Clifford Chance das Personal verringert – und musste einen Umsatzrückgang verzeichnen.
Die Jungen wollen mehr
Der Kuchen, den die Partner unter sich aufteilen müssen, wird von Jahr zu Jahr größer, und die Frage, wie Kanzleien zu einer fairen Vergütung ihrer Partner kommen, immer drängender. Viele Kanzleien weichen deshalb seit Jahren vom reinen Lockstep-System ab, weil sich vor allem jüngere Partner einen stärkeren Fokus auf Leistung wünschen. Eben weil es den Kanzleien so gut geht, sehen sie schon länger nicht mehr ein, sich mit zu wenig Geld zufrieden zu geben. Müssen sie auch nicht: Schließlich locken vor allem Kanzleien mit Merit-based-Systemen damit, dass gerade jüngere Partner bei ihnen von Anfang an das Gehalt bekommen, das ihrem Einsatz entspricht. Da entwickelt der ein oder andere schon Fluchttendenzen, wenn er das Gefühl hat, zu lange auf der Lockstep-Leiter stehen zu bleiben.
Belege dafür liefern prominente Wechsel des vergangenen Jahres: Dr. Tobias Larisch (von Freshfields zu Latham & Watkins), Dr. Jan Bauer (von Gleiss Lutz zu Skadden Arps Slate Meagher & Flom), Dr. Steffen Oppenländer (von Hengeler Mueller zu Milbank Tweed Hadley & McCloy): Sie alle ließen sich von ihren Lockstep-Kanzleien weglocken in Einheiten, die stärker nach Leistung vergüten. Dass es vor allem jüngere Partner von Lockstep-Kanzleien zieht, verwundert Managing-Partner nicht. Sie spüren, dass sich die Unruhe innerhalb der Partnerschaft immer mehr zu einem Konflikt der Jungen gegen die – nicht nur finanziell überlegenen – Alten entwickelt.
Der Anteil an Kanzleien, die ihren Lockstep modifiziert haben, ist deshalb im Vergleich zum Vorjahr weiter angestiegen. Nur noch gut zehn Prozent der JUVE Top 100 vergüten nach reinem Lockstep – unter anderem Hengeler, deren Partnerschaft als besonders eingeschworen gilt.
Anzeichen, dass die Kanzlei ihr Vergütungssystem modifizieren würde, gibt es nicht. Hengelers wirtschaftlicher Erfolg gibt der Kanzlei Recht: Als einzige deutsche Großkanzlei unter lauter US-Einheiten behauptet Hengeler weiterhin mit einem Umsatz pro Berufsträger (UBT) von 916.000 Euro ihren Platz in den UBT-Top 10. An deren Spitze steht Weil Gotshal & Manges. Dort setzte ein Anwalt im vergangenen Geschäftsjahr rein rechnerisch mehr als eine Million Euro um.
Viel mehr Zahlen und Hintergründe zu den 100 umsatzstärksten Kanzleien lesen Sie im aktuellen JUVE Rechtsmarkt 10/2018. Alle Umsatzzahlen finden Sie auch online unter www.juve.de.