Die Passiva belaufen sich nach Angaben des Gläubigerschutzverbandes KSV1870 auf etwa 57,5 Millionen Euro. Dem gegenüber stehen Aktiva von ungefähr 32,3 Millionen Euro, darunter anhängige Prozesse, die als Aktivposition in Höhe von rund 22,4 Millionen ausgewiesen sind. Die Anmeldefrist für Gläubiger endet zum 20. Mai 2019. Ein Fortbestand des Unternehmens ist nicht angedacht.
Als Ursachen der erneuten Insolvenz gibt die SFL an, dass es nach einem Entwicklungsrückstand und einer erfolglosen Investorensuche nicht gelang, das Projekt des Elektrofahrzeuges ELI zur Finanzierung der Gläubigerquote heranzuziehen. Im Sanierungsverfahren 2017 hatten rund 470 Gläubiger Forderungen angemeldet, darunter die Angestellten und Arbeiter. Noch im November 2017 zählte die Gesellschaft 186 Mitarbeiter, inzwischen beschäftigt sie keinen einzigen Dienstnehmer mehr. Laufende Projekte hätten zuletzt Schwestergesellschaften übernommen.
Bewegte Vergangenheit
Als Insolvenzursache gab das Unternehmen im Verfahren 2017 im Wesentlichen das Projekt ‚Belvedere‘ in Wien an, bei dem vier Projektgesellschaften aus der Signa-Gruppe SFL für Alu-, Stahl- und Glasfassaden beauftragten. Weil die SFL in Verzug geriet, trat die Auftraggeberin vom Vertrag zurück – aus Sicht der Antragstellerin ungerechtfertigt. Das Projektvolumen lag bei 30 Millionen Euro. Zu den Werklohnansprüche aus bereits erbrachten Leistungen in Höhe von rund 16,7 Millionen Euro laufen beim Handelsgericht Wien Verfahren.
Nach Abschluss des ersten Insolvenzverfahrens mit einem Sanierungsplan war die SFL allerdings optimistisch, die anhängigen Gerichtsverfahren abzuschließen und den Betrieb wieder voll aufzunehmen. Doch noch während des Sanierungsverfahrens wurde im Mai 2018 bekannt, dass ein Ermittlungsverfahren der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen den Firmengründer und Geschäftsführer Johann Höllwart sowie zwei weitere Personen anhängig ist. Es geht um den Verdacht der betrügerischen Krida, der Begünstigung eines Gläubigers und der Bilanzfälschung.
Masseverwalter
Kaan Cronenberg & Partner (Graz): Philipp Casper (Masseverwalter), Georg Wielinger (Masseverwalterstellvertreter)
Schuldnervertreter
Dr. Peter Semlitsch & Dr. Wolfgang Klobassa (Voitsberg): Dr. Wolfgang Klobassa – aus dem Markt bekannt
Hintergrund: Die Grazer Traditionskanzlei Kaan Cronenberg gehört in der Steiermark zu den häufig empfohlenen Adressen und ist mit den jüngeren Partnern Casper und Wielinger auch im Insolvenzrecht bekannt. Ein jüngeres Beispiel ist etwa die Verwaltung der Straßnitzky-Insolvenz. Berührungspunkte mit der SFL-Causa hatte die Kanzlei bereits, als sie ein deutsches Stahlbauunternehmen in dieser Sache zum österreichischen Insolvenzrecht beriet.
Im Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung 2017 bestellte das LGZ Graz eine ganze Armada an Verwaltern: Neben Insolvenzverwalter Prof. Dr. Axel Reckenzaun von der Grazer Kanzlei Böhm Reckenzaun & Partner fungierte die bekannte Wiener Insolvenzexpertin Dr. Ulla Reisch von Urbanek Lind Schmied Reisch als besondere Verwalterin für die Bereiche Finanzierung und Konzernbelange. Besonderer Verwalter für die Bereiche Forderungsprüfung, Dienstnehmer und Aussonderung war der Grazer Anwalt Stefan Kohlfürst von Hofstätter & Kohlfürst. Komplettiert wurde das Team von der Grazer Kanzlei Aschmann & Pfandl als besonderen Verwalter für die Führung sämtlicher Prozesse mit Ausnahme der Verfahren 40 Cg 8/17b, 65 Cg 17/17k, 19 Cg 48/17f und 35 Cg 48/17y des HG Wien.
Auffällig ist, dass der Schuldnervertreter innerhalb des Sanierungsverfahrens wechselte: Die ursprünglichen Schuldnervertreter und Graf & Pitkowitz-Partner Stefan Weileder und Dr. Alexander Isola gaben ihr Mandat Ende 2017 zurück. Seit Jänner 2018 ist die Kanzlei Dr. Peter Semlitsch & Dr. Wolfgang Klobassa als Schuldnervertreter mandatiert, sowohl im letztlich gescheiterten Sanierungsverfahren als auch im aktuellen Konkursverfahren. Semlitsch und Klobassa sind unter anderem auch als Strafverteidiger tätig. Gegenüber der Zeitung Kurier wies Klobassa im Mai 2018 alle Vorwürfe gegen seinen Mandanten Johann Höllwart im Zusammenhang mit dem anhängigen Ermittlungsverfahren zurück.