Alma Küchen

Insolvenzverwalter zieht Amtshaftungsklage gegen Rechtspfleger zurück

Der Insolvenzverwalter von Alma-Küchen hat die Schadensersatz- und Amtshaftungsklage gegen den zuständigen Rechtspfleger und dessen Arbeitgeber zurückgezogen. Nun können in Münster die nächsten Schritte eingeleitet werden.

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Die Klage eingereicht hatte Heinrich Stellmach, Namenspartner der Bocholter Insolvenzrechtsboutique Stellmach & Bröckers und Insolvenzverwalter von ‚Alma-Küchen Aloys Meyer‘. Er wartete nach eigener Aussage seit Ende 2013 darauf, dass das Verfahren abgeschlossen und vorhandene Restvermögen verteilt werden. Dann klagte er gemeinsam mit den Gläubigern gegen den für Alma-Küchen zuständigen Rechtspfleger auf Schadensersatz – wegen Verfahrensverschleppung und Amtsmissbrauch. Auch das Land Nordrhein-Westfalen sah sich mit einem Schadenersatzanspruch konfrontiert.

Bei der öffentlichen Verhandlung des Landgerichts Münster Anfang November legte die Vorsitzende Richterin den Beteiligten nahe, ins Gespräch zu kommen. Nur so könne das Insolvenzverfahren über die Firma, das schon im Jahr 2007 eröffnet wurde, bis Mitte 2025 abgeschlossen werden. Zudem sei die Klage nach Auffassung der erkennenden Kammer unbegründet, auch eine Pflichtverletzung könne sie nicht erkennen.

Nach Erörterung des Sach- und Streitstandes hat der Insolvenzverwalter die Klage gegen das Land und den Rechtspfleger zurückgenommen. Die Landgerichtskammer erlegte ihm die Kosten des Rechtsstreits auf (Az. 117 O 150/23).

Ursprünglich hatte er zu Alma-Küchen Insolvenzforderungen in Höhe von 4,3 Millionen Euro festgestellt. 2017 hatten die Gläubiger im Rahmen eines Verteilungsplans vereinbart, dass das Restvermögen von über einer Million Euro mit einer verbindlichen Quote von etwa 25 Prozent auszuschütten sei (Amtsgericht Münster; Az. 78 IN 76/07).

Verfahrensabschluss im Frühjahr avisiert

Bevor der Rechtspfleger in der Sache wieder tätig werden darf, ist allerdings noch ein anderer Punkt zu klären: Die Befangenheitsanträge von mehreren Gläubigern waren vom Amtsgericht Münster zwar abgewiesen worden, aber liegen aktuell noch zur Entscheidung bei der Beschwerdekammer des Landgerichts Münster. Sie könnten ebenfalls zurückgenommen werden. Ein Befangenheitsantrag des Insolvenzverwalters wurde bereits rechtskräftig zurückgewiesen.

Der Küchenhersteller mit Sitz im westfälischen Ahaus schrieb derweil eine eigene Geschichte: Das Unternehmen musste als Alma-Küchen GmbH & Co KG in 2021 erneut Insolvenz anmelden. Damals wurde Michael Mönig von der Münsteraner Wirtschaftskanzlei Mönig zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Zusammen mit Kanzleikollege Eric Cordes veräußerte er das Unternehmen nach zwei Monaten an eine Investorengruppe, die den Küchenbauer mittlerweile unter Alma GmbH stabilisiert hat.

Vertreter Heinrich Stellmach
Cherek (Osnabrück): Ralf Bohn (Zivilrecht)

Serge Reitze

Vertreter Rechtspfleger
Reitze Recker Hagemann (Köln): Dr. Serge Reitze (Corporate/Restrukturierung)

Vertreter Land Nordrhein-Westfalen
Inhouse Recht: Michael Schwarz (Leitung der Generalstaatsanwaltschaft Hamm)
Harnischmacher Löer Wensing (Münster): Dr. Oliver Smode (Insolvenzrecht/Corporate)

Landgericht Münster
Katja Rösenberger (Vorsitzende Richterin)

Hintergrund: Alle Beteiligten sind aus dem Markt bekannt.

Laut Marktangaben ließ sich der klagende Insolvenzverwalter Stellmach im Verfahren von dem Bau- und Insolvenzrechtler Bohn vertreten. Dieser ist als Partner bei dessen Sozietät Stellmach & Bröckers tätig, sowie in der Osnabrücker GbR-Einheit Cherek.

Der Kölner Restrukturierungsexperte Reitze, der den beklagten Rechtspfleger vertrat, kam aufgrund einer Empfehlung aus der Münsteraner Justiz zum Einsatz. Reitze, der sich regelmäßig mit Haftungsansprüchen bei kriselnden Unternehmen befasst, wechselte im Verlauf des Verfahrens die Kanzlei: Er verließ im Spätsommer das von ihm mitgegründete Görg-Spin-off Reitze Wilken und schloss sich mit weiteren Kanzleimitgliedern zur Reitze Recker Hagemann Rechtsanwalts-GmbH zusammen.

Die Sozietät Harnischmacher Löer Wensing ist im Münsterland eine bekannte Größe, sie beriet beispielsweise gesellschaftsrechtlich den Remondis-Konzern und die Stadtwerke Münster. Hier kam sie dem Vernehmen nach für das Land NRW zum Einsatz.

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