Damit blieb die Strafkammer nur knapp unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die sieben Jahre Haft gefordert hatte. Achenbachs Verteidiger hatte in der vergangenen Woche für eine deutlich mildere Haftstrafe plädiert. Der Kunstberater hatte im Prozess gestanden, den 2012 gestorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht und den Chemie- und Pharmaindustriellen Christian Boehringer um Millionensummen betrogen zu haben. Achenbach hat dabei vertragswidrig verdeckte Preisaufschläge vorgenommen und Rechnungen gefälscht, so die Strafkammer. Laut der Anklageschrift soll bei seinen Kunden ein Schaden von 20 Millionen Euro entstanden sein.
Diese Vorwürfe hatte Achenbach lange zurückgewiesen, insbesondere weil er Berthold Albrecht über die Aufschläge aufgeklärt haben will. Nach dessen Tod hatte Albrechts Witwe verschiedene Rechnungen von Achenbach überprüft und den Komplex mit einer Strafanzeige ins Rollen gebracht. In einem Zivilstreit sprach das LG Düsseldorf der Familie des Aldi-Erben im Januar dieses Jahres bereits Schadensersatz von 19,3 Millionen Euro zu.
Der mitangeklagte Stefan H. wurde wegen Betrugs und eines weiteren versuchten Betrugs zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt. Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft hier fünf Fälle angeklagt und deutlich über zwei Jahre Freiheitsstrafe für Achenbachs früheren Geschäftspartner gefordert. Laut JUVE-Informationen hat dessen Verteidigung bereits Revision gegen das Urteil eingelegt. Ob auch Achenbach gegen das Urteil vorgehen wird, ist derzeit nicht bekannt.
Vertreter Helge Achenbach
Thomas Deckers Wehnert Elsner (Düsseldorf): Thomas Elsner
Vertreter Stefan H.
Tsambikakis & Partner (Köln): Dr. Michael Tsambikakis , Prof. Dr. Michael Kubiciel
Staatsanwaltschaft Essen
Valeria Sonntag
Landgericht Essen, 21. Strafkammer
Johannes Hidding (Vorsitzender Richter)
Hintergrund: Alle Strafverteidiger sind aus dem Markt bekannt. Achenbach mandatierte mit der Düsseldorfer Strafrechtsbotique Thomas Deckers Wehnert Elsner eine bundesweit besonders anerkannte Einheit. Deren Anwälte sind immer wieder als Verteidiger in großen Wirtschaftsstrafsachen tätig, etwa für den Formel-1-Chef Bernie Ecclestone im Korruptionsprozess vor dem Landgericht München oder für den früheren Porsche-Finanzchef Holger Härter vor dem Landgericht Stuttgart.
Der mitangeklagte Geschäftspartner Achenbachs setzte demgegenüber auf die relativ junge Einheit Tsambikakis. Deren Namenspartner hatte das Mandat bereits in seiner früheren Kanzlei Friedrich Graf von Westphalen betreut, es kam seinerzeit auf Empfehlung einer auf Kunstrecht spezialisierten Sozietät aus Berlin zustande. Zum Jahresbeginn 2015 spalteten sich Tsambikakis und der bisherige Counsel Dr. Markus Rübenstahl dann von Friedrich Graf von Westphalen ab.
In dem Zivilverfahren setzte die Albrecht-Familie auf Heuking Kühn Lüer Wojtek, Achenbach vertraute hier auf einen Einzelanwalt aus Rheinbach bei Bonn.