Schiffbau

Windhorst-Werften: Brinkmann und Reimer in schwerer Mission

Vier Gesellschaften der schleswig-holsteinischen Werftengruppe FSG-Nobiskrug haben Insolvenz angemeldet. Die Schiffbauer gehören zur Tennor Maritime Holding des umstrittenen Unternehmers Lars Windhorst.

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Betroffen sind die FSG-Nobiskrug Holding, die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft, die Nobiskrug Yachts und die FSG-Nobiskrug Design mit den Werftstandorten Flensburg und Rendsburg. Die Amtsgerichte Flensburg und Neumünster haben Dr. Christoph Morgen von der Kanzlei Brinkmann & Partner und Hendrik Gittermann von der Kanzlei Reimer zu vorläufigen Insolvenzverwaltern bestellt. Nicht insolvent sind die beiden Immobiliengesellschaften, denen das jeweilige Werftgelände gehört. 

Unmittelbar nach der Bestellung kündigten die beiden Verwalter an, Kontakt mit den beiden Auftraggebern für die zwei bereits begonnenen Schiffsbauten in Flensburg und Rendsburg aufzunehmen. In Flensburg entsteht für die australische Reederei SeaRoad eine Fähre mit Flüssiggasantrieb (LNG), die Rendsburger Spezialisten bauen eine weitere Großjacht. Falls erforderlich, wollen Morgen und Gittermann mit der Bundes- und Landesregierung über Möglichkeiten der Unterstützung bei der Zwischenfinanzierung sprechen.

„Gelbe Briefe häufen sich im Büro“

Christoph Morgen

Um die Löhne und Gehälter der rund 340 Mitarbeitenden in Flensburg sowie der 140 Beschäftigten in Rendsburg bis Januar 2025 kurzfristig zu sichern, haben die Verwalter eine Insolvenzgeldvorfinanzierung eingeleitet. Darin enthalten sind auch die noch ausstehenden Novembergehälter. „Jahresabschlüsse sind seit zwei Jahren nicht erstellt, über 150 Zwangsvollstreckungen mit gelben Briefen häufen sich im Büro, die Kassen sind leer, der Strom droht abgedreht zu werden“, bilanzierte Morgen die vorgefundene Situation in einer Pressekonferenz.  

Seit 1872 hat die Flensburger Schiffbaugesellschaft mehr als 750 Schiffe gebaut, die Werft Nobiskrug baut seit über 120 Jahren Schiffe und gilt als führend im Bau luxuriöser Jachten. Beide Werften haben Insolvenzerfahrungen: Im Sommer 2019 hatte Lars Windhorst vom norwegischen Unternehmen Siem alle Anteile der FSG übernommen, im April 2020 meldeten die Flensburger Insolvenz an. Nach der Restrukturierung übernahm die FSG im Juli 2021 die seinerzeit ebenfalls insolvente Nobiskrug.

Hendrik Gittermann

Insolvenzverwaltung FSG-Nobiskrug Holding und Flensburger Schiffbau-Gesellschaft
Brinkmann & Partner (Hamburg): Dr. Christoph Morgen (vorläufiger Insolvenzverwalter), André Erckens, Daniel Krienke, Alexandra Lindt, Maria Richter (alle Insolvenzrecht/Restrukturierung)

Insolvenzverwaltung Nobiskrug Yachts und FSG-Nobiskrug Design
Reimer (Hamburg): Hendrik Gittermann (vorläufiger Insolvenzverwalter), Viktor von Websky, Malin Paustian, Reinhold Schmid-Sperber (alle Insolvenzrecht/Restrukturierung), Leonie Grassmann (Wirtschaftsjuristin)             

Hintergrund: Die beiden Verwalter sind langjährig branchenerfahren, begleiteten zudem bereits die beiden vorherigen Verfahren bei der FSG (Morgen als Sachwalter in der Eigenverwaltung) und Nobiskrug (Gittermann in einem Regelverfahren).

Nach JUVE-Informationen sind die Betriebsräte derzeit nicht anwaltlich vertreten. Die in vielen Verfahren in der Industrie gängige Bündelung von Gläubigerinteressen in einem Lieferantenpool sei ebenfalls noch nicht sichtbar, heißt es.

Aktuelle Berater der Tennor Holding von Lars Windhorst sind nicht bekannt. Windhorst wurde im Laufe der Jahre von wechselnden Kanzleien vertreten. Als er 2019 bei den Flensburgern einstieg war White & Case mandatiert, die Federführung hatte demnach der Frankfurter Partner Dr. Stefan Bressler, der ihn im gleichen Jahr auch zu seinem Einstieg bei Hertha BSC beraten haben soll.  

Für die Übernahme von Nobiskrug 2021 war Dentons engagiert, unter der Federführung von Dr. Christof Kautzsch aus Berlin. 2023 veräußerte Windhorst seine Beteiligung an Hertha an die Investorin 777 Partners, nach JUVE-Informationen mit der Beratung von Baker McKenzie und Partner Dr. Christian Vocke aus Frankfurt.

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