Ionos ist – nach eigenen Angaben – im Webhosting europäische Marktführerin. Sie bietet Infrastruktur wie Rechenleistung, Speicherplatz und Netzwerkdienste in der Cloud an, sowie Spezialdienste beispielsweise für die Datenverarbeitung. Im Jahr 2021 setzte sie 1,1 Milliarden Euro um.
Insgesamt werden 15,7 Millionen ihrer Aktien zum Kauf angeboten. Der Finanzinvestor Warburg Pincus, dem 24,9 Prozent an Ionos gehören, verkauft einen Anteil von 3,75 Prozent. Die Mehrheitseignerin United Internet bietet 11,75 Prozent an. Einschließlich der Aktien aus einer Mehrzuteilungsoption, die bei hoher Nachfrage ausgeübt werden kann, soll der Streubesitz nach dem IPO bei 17,3 Prozent liegen. Neue Aktien werden nicht ausgegeben.
Günstiges Zeitfenster
Die Muttergesellschaft behält damit die Mehrheit der Anteile. Am Markt ist bekannt, dass Ralph Dommermuth, der Gründer und Mehrheitseigner von United Internet, den Erlös aus dem Börsengang für den ungeplant teuren Aufbau des Mobilfunknetzes seines Telekomunternehmens 1&1 verwenden möchte.
Warburg war 2016 für 450 Millionen Euro bei der damaligen Webhoster-Sparte eingestiegen, die später in Ionos aufging. Das Marktumfeld ist nach der Zinserhöhung in den USA günstig: Der Börsenindex Dax erreichte, angetrieben von Technologiewerten, den höchsten Stand der vergangenen zwölf Monate.
Bei dem für den 8. Februar avisierten Börsengang von Ionos sind als Konsortialführer die US-Bank JP Morgan, die deutschen Finanzinstitute Berenberg sowie die Deutsche Bank und die französische Großbank BNP Paribas im Einsatz.
Häufig gilt die zweite bis achte Jahreswoche als geeignetes Zeitfenster für Börsengänge. Nach dem eher ruhigen Börsenjahr 2022 sind aktuell in Europa aber noch keine vergleichbaren Transaktionen zu beobachten.
Berater United Internet/Ionos
Hengeler Mueller (Frankfurt): Alexander Rang (Bank- und Finanzrecht), Dr. Daniela Favoccia (Corporate; beide Federführung), Dr. Vera Jungkind (Öffentliches Recht), Cecilia Di Ció, Caspar Haarmann (Düsseldorf; beide Bank- und Finanzrecht); Associates: Dr. Christoph Roggemann, Julia Tittel, Dr. Alexander Berkle, Dr. Philipp Pauschinger (beide Berlin), Dr. Jennifer Zimmermann (alle Corporate), Dr. Michael Schramm, Sandra Plötz (beide Öffentliches Wirtschaftsrecht; beide Düsseldorf)
Davis Polk & Wardwell (London): Leo Borchardt (Corporate)
McDermott Will & Emery (Düsseldorf): Dr. Thomas Gennert (Federführung), Volker Teigelkötter; Associate: Julian Jäger (alle Arbeitsrecht)
Inhouse Recht (United Internet; Montabaur): Markus Kadelke (General Counsel)
Berater Warburg Pincus
Freshfields Bruckhaus Deringer (Frankfurt): Dr. Markus Paul; Associates: Carsten Haak, Maximilian Mosch (alle Corporate)
Berater Emissionsbanken
Freshfields Bruckhaus Deringer (Frankfurt): Dr. Christoph Gleske (Federführung), Simone Bono, Doug Smith (beide London), Kyle Miller, Christina Zapf; Associates: Dr. Nikolaus Bunting, Anh Ngo (alle Bank- und Finanzrecht)
Berater Berenberg
Inhouse Recht (Frankfurt): Dr. Martin Kniehase (Rechtsleiter Investmentbanking Kontinentaleuropa), Joanna Wilczynska-Gluch (Stellv. Rechtsdirektorin Investmentbanking) – aus dem Markt bekannt
Berater Deutsche Bank
Inhouse Recht (Frankfurt): Dr. Andreas Meyer, Joachim Schelm (beide Associate General Counsel) – aus dem Markt bekannt
Berater JP Morgan
Inhouse Recht (Paris): Roberta Broglia (Vice President Legal EMEA ECM) – aus dem Markt bekannt
Berater BNP Paribas
Inhouse Recht (Frankfurt): Charles Eypper (Senior Legal Counsel) – aus dem Markt bekannt
Hintergrund: Hengeler Mueller hat Ralf Dommermuth und United Internet schon häufig beraten, auch zum Eigenkapitalmarkt- und Gesellschaftsrecht. Die Vorbereitungen zu diesem bereits länger geplanten IPO waren offenbar, wie viele andere auch, in den beiden Vorjahren durch die ungünstige Börsenlage ins Stocken geraten.
Davis Polk ist seit Jahrzehnten amerikanische Best-Friend-Kanzlei von Hengeler. Sie hat aus London zum US-rechtlichen Aspekt des Börsengangs beraten. Die United Internet-Gruppe mandatiert McDermott schon seit vielen Jahren bei arbeitsrechtlichen Fragestellungen. Für den IPO hat das Team zum Vergütungssystem für den Vorstand und das Top-Management beraten.
Erfahrung auf Vorstandsebene
Die Rechtsabteilung von United Internet spielte bei den IPO-Vorbereitungen dem Vernehmen nach keine zentrale Rolle. Sie hatte im Vorfeld allerdings zahlreiche Themen, etwa im Datenschutzrecht, geregelt. Der Chief Financial Officer des börsennotierten Internetanbieters ist ein ausgebildeter Jurist: Martin Mildner, langjähriger General Counsel des Hamburger Versandhändlers Otto, wechselte vor drei Jahren nach Montabaur und verantwortet dort neben Finanzen und Controlling auch das Risikomanagement, die Interne Revision, Recht, Steuern, M&A, Beteiligungs- und Personalmanagement.
Die CFO von Ionos, Britta Schmidt, wiederum hatte 2015 schon den Börsengang von Scout24 begleitet, als dortige Chefin der Investor-Relations-Abteilung.
Freshfields hat die unterschiedlichen Beteiligten mit zwei verschiedenen Teams – und einer entsprechenden internen Chinese Wall dazwischen – beraten. Für Warburg Pincus war Paul, Managing-Partner für die Region Kontinentaleuropa, in den vergangenen Jahren schon häufiger aktiv, etwa beim Kauf des Geschäfts der Deutschen Telekom in den Niederlanden. Das Team um Gleske, das hier die Banken berät, zählte in den vergangenen Jahren neben dem von Sullivan & Cromwell zu den präsentesten bei Börsengängen.