Schon Anfang Oktober hatte die Bank Gespräche öffentlich gemacht und den Preis von 29 Euro je Aktie als Verhandlungsgrundlage genannt. Centerbridge und Advent galten bereits damals als Hauptinteressenten, zwischenzeitlich war der Finanzinvestor Towerbrooke als weiterer Interessent gehandelt worden. Medienberichten zufolge wollen sich aktuell auch Goldman Sachs und LGT mit einem Minderheitsanteil an der Übernahme beteiligen.
Vorstand und Aufsichtsrat der Bank stehen hinter dem Vorhaben. Als Bedingung für die Übernahme gilt, dass die Anteilseigner den Finanzinvestoren mindestens 70 Prozent der Aktien andienen. Außerdem müssen die Aufsichtsbehörden zustimmen. Das Gebot der Investoren von 29 Euro entspreche einer Prämie von rund 35 Prozent auf den volumengewichteten Drei-Monats-Durchschnittskurs vor Bestätigung der Gespräche, hieß es.
Mehr Kapital für mehr Wachstum
Den Mitteilungen zufolge stehen die Investoren hinter der Strategie der Bank, wollen das Wachstum der Gruppe beschleunigen und dafür auch weiteres Eigenkapital zur Verfügung stellen. Mit zusätzlichem Kapital könnte die Bank ihr Neugeschäft nach eigener Aussage wesentlich stärker ausweiten als bisher geplant. Das Institut peilt für die kommenden etwa fünf Jahre eine Steigerung des Kreditportfolios um rund ein Drittel auf bis zu 40 Milliarden Euro an.
Advent ist für die Aareal Bank kein Unbekannter. Das Institut hatte den Finanzinvestor im vergangenen Jahr als Anteilseigner bei seiner IT-Tochter Aareon ins Boot geholt. Als treibende Kräfte galten damals zwei aktivistischen Aareal-Minderheitsaktionäre, die Hedgefonds Petrus Advisers und Teleios, die sich für eine vollständige Abspaltung von Aareon stark gemacht hatten.
Am Freitagabend war bekannt geworden, dass der tschechische Investor Daniel Kretinsky über die Beteiligungsgesellschaft Vesa seinen Aareal-Anteil von 3,08 auf 7,80 Prozent erhöht hatte. Zuletzt wurde spekuliert, dass Kretinsky sich in das Ringen um die Zukunft der Aareal einmischen könnte. Anders als Teleios-Mitgründer Adam Epstein, der die Übernahmepläne ablehnte und einen strukturierten Verkaufsprozess im neuen Jahr forderte, meldete sich Kretinsky bislang allerdings nicht zu Wort.
Alle Berater sind aus dem Markt bekannt.
Berater Centerbridge/Advent
Sullivan & Cromwell (Frankfurt): Dr. Carsten Berrar, Dr. Max Birke (beide Federführung; beide M&A), Dr. Michael Rosenthal (Brüssel), Dr. Axel Beckmerhagen (beide Kartellrecht); Associates: Dr. Peter Klormann, Frederic Wünsche, Dr. Daniel Roggenkemper, Richard Bryce, Jannis Rink (alle M&A), Marielena Döding (Kartellrecht)
Gibson Dunn & Crutcher (Frankfurt): Dr. Wilhelm Reinhardt (Federführung), Dr. Ferdinand Fromholzer (München), Annekatrin Pelster, Silke Beiter (München; alle Corporate), Alexander Klein (Finance); Associates: Dr. Dennis Seifarth (München), Arne Tonsen (beide Corporate)
Linklaters (Frankfurt): Dr. Andreas Dehio, Dr. Frederik Winter; Associates: Dr. Julian Emmerich, Dr. Lukas Schmidt (alle Bankaufsichtsrecht)
Berater CPPIB
Milbank (München): Dr. Norbert Rieger, Dr. Christoph Rothenfußer (beide Federführung, beide Corporate/M&A), Dr. Alexander Rinne (Kartellrecht/Außenwirtschaftsrecht), Dr. Matthias Schell (Steuerrecht), Dr. Andrea Eggenstein (Frankfurt); Associates: Dr. Pascal Härdtner, Svenja Tauchmann (alle Corporate/M&A)
Berater Goldman Sachs
White & Case (Hamburg): Dr. Matthias Kiesewetter, Kenneth Barry (London; beide M&A), Dr. Alexander Kiefner (Corporate), Dr. Carsten Lösing (Finance; beide Frankfurt)
Berater Aareal Bank
Freshfields Bruckhaus Deringer (Hamburg): Prof. Dr. Christoph Seibt (Corporate/M&A), Dr. Gunnar Schuster (Bank- und Finanzrecht; Frankfurt; beide Federführung), Dr. Tobias Klose (Kartellrecht; Düsseldorf), Holger Hartenfels (Bankaufsichtsrecht; Frankfurt); Associates: Dr. Jörg-Peter Kraack (Corporate/M&A), Dr. Dominic Divivier (Düsseldorf), Marie-Theres Urban (Berlin; beide Kartellrecht), Robert Fischer, Dr. Jean Mohamed (beide Corporate/M&A)
Berater Aareal-Aufsichtsrat
Latham & Watkins (Hamburg): Dr. Henning Schneider, Dr. Dirk Kocher (beide Federführung; beide Corporate/M&A), Dr. Markus Krüger (Bankaufsichtsrecht; Frankfurt), Dr. Andreas Lönner; Associate: Philipp Thomssen (beide Corporate/M&A)
Berater Petrus Advisers
Ego Humrich Wyen (München): Dr. Christian Stretz, Dr. Jan-Henning Wyen (beide Gesellschaftsrecht/M&A)
Berater Morgan Stanley
Gleiss Lutz (Frankfurt): Dr. Eva Reudelhuber (Federführung; Finance), Martin Hitzer (Corporate; Düsseldorf), Dr. Timo Bühler; Associates: Dr. Katja Lehr, Pascal Urban (alle Finance), Dr. Joscha Meyer, Dr. Charlotte Evers (beide Corporate; beide Düsseldorf)
Berater Perella Weinberg
Gleiss Lutz (Stuttgart): Dr. Jochen Tyrolt; Associates: Oliver Wolf, Florian Schorn (München; alle M&A)
Hintergrund: Das deutsche Sullivan & Cromwell-Team kam dem Vernehmen nach über Centerbridge ins Mandat – eine Premiere: In der Vergangenheit arbeitete das PE-Haus oft mit Weil Gotshal & Manges zusammen, in den letzten Jahren kamen häufiger auch etwa Latham & Watkins oder Kirkland & Ellis zum Einsatz. Den Ausschlag für die Erstmandatierung von Sullivan dürfte nun unter anderem der besonders starke Ruf gegeben haben, den die Kanzlei für öffentliche Übernahmen besitzt.
Advent setzte schon in der Vergangenheit gelegentlich auf Gibson Dunn, deren deutsche Praxis ebenfalls einen Schwerpunkt im Public M&A hat. Häufiger arbeitete der PE-Investor in Deutschland allerdings mit anderen Kanzleien zusammen. Neben den langjährigen Stammberaterinnen Milbank, Freshfields und Hengeler Mueller setzte Advent zuletzt verstärkt auch auf Kirkland & Ellis. Bei seiner Beteiligung an Aareal-Tochter Aareon im Sommer 2020 arbeitete das PE-Haus mit einem britisch-deutschen Team von Weil Gotshal & Manges. Milbank kam nun aufseiten des kanadischen Pensionsfonds CPPIB zum Einsatz, der sich im Dezember minderheitlich an dem Akquisitionsvehikel beteiligte.
Großeinsatz für Linklaters-Bankaufsichtsrechtler
Dass neben den beiden US-Kanzleien, die für ihren ausgeprägten Transaktionsfokus bekannt sind, auch Linklaters für das Bieterkonsortium agiert, ist durch das komplexe regulatorische Umfeld bedingt – die bankaufsichtsrechtliche Praxis von Linklaters gehört in Deutschland zu den Marktführern in ihrem Bereich. In ähnlicher Konstellation war Linklaters schon vor rund zehn Jahren in den Kauf der BHF-Bank durch den US-Investor RHJ International involviert, den damals ein Corporate-Team von Milbank steuerte.
Die Verbindungen der Freshfields-Partner Seibt und Schuster zur Aareal Bank sind seit Jahren eng. Gute Kontakte zu dem Bankhaus hat aber auch Hengeler Mueller, die unter anderem im vergangenen Jahr den Verkauf von Aareon-Anteilen an Advent begleitete. Der Hamburger Latham & Watkins-Partner Schneider ist ebenfalls schon länger Stammberater des Aareal-Aufsichtsrats.
Die Münchner Corporate-Boutique Ego Humrich Wyen ist bereits seit mehreren Jahren für Petrus aktiv, etwa beim Verkauf eines Comdirect-Aktienpakets an die Commerzbank 2019. Aufseiten der Aareal-Minderheitsaktionäre Teleios und Vesa/Kretinsky treten, soweit bekannt, bislang keine externen Rechtsberater auf.
Mit zwei getrennten Teams begleitet Gleiss Lutz sowohl Morgan Stanley, die aufseiten der Bieter als Finanzberaterin agiert, als auch Perella Weinberg, Finanzberaterin von Aareal. (mit Material von dpa)
08.02.2022, Anmerkung der Redaktion: Obwohl die Finanzinvestoren Advent und Centerbridge ihr Angebot für die Aareal Bank-Aktien von 29 auf 31 Euro erhöht und die Mindestannahmeschwelle abgesenkt hatten, musste sie vor einigen Tagen das Scheitern des Deals bekanntgeben. Die Mindestannahmeschwelle von 60 Prozent sei nicht erreicht worden, teilte ihre Zweckgesellschaft Atlantic BidCo mit.