Sachwalter Stefan Denkhaus und Chief Restructuring Officer Jan Ockelmann haben einen großen Teil ihrer Aufgaben erledigt: die Regelung des operativen Geschäftes und den Verkauf des Konzerns. Nun muss noch ein Käufer für die Beteiligungen in Rumänien und Litauen gefunden werden. Und es beginnt die Aufarbeitung der Verantwortung für die Pleite.
Zech macht erstmals in Landwirtschaft
Die Bremer Käuferfamilie Zech ist vor allem in der Baubranche und im Immobiliensektor aktiv, hier gehört sie zu den größten Entwicklern auf dem deutschen Markt. Im vergangenen Jahr machte sie von sich reden, als sie große Teile des insolventen Gebäudedienstleisters Imtech Deutschland übernahm.
Mit dem KTG-Agrar-Einstieg wird Zech erstmals in der Landwirtschaft aktiv. Nun hofft man darauf, dass Zech bald Geld zuschießt, um das operative Agrar- und Biogas-Geschäft wieder anzukurbeln. Die Lage war zuletzt dramatisch. Da kein Geld da war, konnten Ernten nicht eingeholt werden, so dass auch Nachschub für die Biogasanlagen fehlte. Zech übernimmt 50,06 Prozent an KTG Energie, die übrigen Aktien befinden sich in Streubesitz.
Zustand bei KTG Agrar war desaströs
Denkhaus und Ockelmann bezifferten die Verschuldung des Konzerns Anfang September auf 394 Millionen Euro, über zehntausend Anleihegläubigern konnten sie wenig Hoffnung auf Rückzahlung ihrer Einlagen machen. Vom Unternehmen zeichneten sie damals ein desaströses Bild und sprachen von einem weitestgehend undurchsichtigen Firmengeflecht mit intransparenten Finanzen und fehlenden Controlling-Systemen.
Hierzu passt, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Möhrle Happ Luther die Bestätigungsvermerke für den Jahresabschluss sowie den Konzernabschluss zum 31. Dezember 2015 widerrufen hat. Wie die Wirtschaftswoche berichtet, hatten die Prüfer schon vor dem offiziellen positiven Testat gezögert, weil ihnen die Werthaltigkeit von Forderungen unklar war, die KTG gegen die Vertriebstochter KTK Getreidehandel hatte. Nachdem der Aufsichtsrat informiert worden war, lieferte jedoch laut ‚Wirtschaftswoche‘ der Wirtschaftsprüfer von KTK Nachweise über Sicherheiten, weshalb Möhrle schließlich doch seinen Stempel unter den Jahresabschluss gesetzt habe.
Ermittlungen gegen Ex-Manager
Der ehemalige KTG-Agrar-Chef Siegfried Hofreiter wird wegen der undurchsichtigen Strukturen scharf kritisiert, Haftungsansprüche sollen nun geprüft werden. Die Staatsanwaltschaft hat Mitte August ein Ermittlungsverfahren gegen Hofreiter und vier weitere ehemalige Manager eingeleitet und prüft mögliche Verstöße gegen Paragraf 400 des Aktiengesetzes, also das Verbot einer falschen Darstellung vom finanziellen Zustand eines Unternehmens.
Berater Gustav-Zech-Stiftung
Görg (Hamburg) Dr. Thorsten Bieg, Harald Ick (beide M&A/Restrukturierung) – aus dem Markt bekannt
Berater KTG Agrar/Sachwalter
Johlke, Niethammer & Partner (Hamburg): Henning Peters, Conrad Wandt (beide Restrukturierung)
Boege Rohde Luebbehuesen (Hamburg): Dominik Demisch, Victor von den Bussche, Dr. Nils Harbeck (alle Restrukturierung)
Schmidt-Jortzig Petersen Penzlin (Hamburg): Dr. Dietmar Penzlin, Dr. Philippe Rollin (M&A/Restrukturierung)
Hintergrund: Die Bremer Unternehmerfamilie Zech hat den KTG-Kauf dem Vernehmen nach unter der Federführung des renommierten Görg-Restrukturierungspartners Bieg in Angriff genommen. Görg stand beim Imtech-Verkauf an Zech auf Verkäuferseite und hat den Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt aus der Kanzlei Reimer beraten. Zech hatte damals nach JUVE-Informationen die Hamburger Corporate/M&A-Boutique Hoffmann & de Vries beauftragt, die seit Langem über gute Beziehungen zur Zech-Gruppe verfügt.
Auf KTG-Seite war norddeutsche Teamarbeit angesagt: Die Kanzleien von Sachwalter Denkhaus und CRO Ockelmann haben mit Teams zur Restrukturierung und zu den Transaktionsaspekten beraten. Unterstützung bekamen sie dabei von SJPP, deren Partner Penzlin regelmäßig mit Denkhaus zusammenarbeitet. Das Duo steuerte beispielsweise das Prokon-Insolvenzverfahren und verwaltet die zahlungsunfähigen Gesellschaften des Energieunternehmens EEV.