Die Anleger wurden schon unruhig, als KTG Agrar Anfang Juni Anleihezinsen von fast 18 Millionen Euro nicht begleichen konnte und um Aufschub bis 20. Juni bat. Zu dem Zeitpunkt warnten bereits Anlegerschützer vor einer Schieflage des Unternehmens.
Immer weiter vertröstete das Unternehmen die Anleihegläubiger, am 27. Juni verschob der Aufsichtsrat eine längst fällige Hauptversammlung auf Ende August. Die betreffende Anleihe stammte den Angaben zufolge aus dem Jahr 2011 und ist mit rund sieben Prozent verzinst. KTG ist einer der größten Emittenten von Mittelstandsanleihen. Neben der KTG Biowertpapier-Anleihe hat das Unternehmen Medienberichten zufolge noch eine zweite Anleihe über knapp 100 Millionen Euro am Markt. Für diese seien im Oktober rund 6,7 Millionen Euro Zinsen fällig. Dem Vernehmen nach vertritt Dr. Sebastian Gall von Grub Brugger & Partner eine große Gläubigerbank.
Nun hat KTG Agrar die Reißleine gezogen und in einer gestern veröffentlichten Insiderinformation das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angekündigt. Ziel sei „eine zukunftsfähige Restrukturierung zur Fortführung der Unternehmensgruppe, bei der die Gläubiger eng eingebunden werden“. Dazu hat der Aufsichtsrat Jan Ockelmann als Chief Restructuring Officer (CRO) in den Vorstand der KTG Agrar Holding berufen. Der Rechtsanwalt von Johlke Niethammer & Partner in Hannover hat langjährige Kontakte zu landwirtschaftlichen Betrieben und Beratern.
Die Tochterfirmen, wie beispielsweise die KTG Energie AG, sind offenbar von dem Insolvenzverfahren nicht betroffen. Der operative Betrieb werde fortgeführt, teilte das Unternehmen mit, insbesondere die Einbringung der Ernte auf über 45.000 Hektar. Zum Erhalt des Unternehmens wollen der Vorstand und der vorläufige Sachwalter Stefan Denkhaus mit Unterstützung von Dietmar Penzlin die Optionen ausloten und in Abstimmung mit den Hauptgläubigern einen Sanierungsplan erarbeiten. Penzlin und Denkhaus sind bei großen norddeutschen Insolvenzverfahren ein eingespieltes Team. Die beiden haben beispielsweise gemeinsam das Prokon-Insolvenzverfahren begleitet, Penzlin damals als Verwalter, Denkhaus als Berater. Auch bei der Pleite der EEV-Gesellschaften sind beide gemeinsam unterwegs, jeweils als Verwalter für Mutter- und Tochtergesellschaft.