Insolvenz und Restrukturierung: Anwälte dank StaRUG früher gefragt

Ursachen für finanzielle Schwierigkeiten von Unternehmen gibt es derzeit zuhauf, von der Konjunkturflaute bis zur Geopolitik. Zugleich führt die mit dem StaRUG eingeführte Pflicht zu einem Früherkennungssystem für Krisen dazu, dass Unternehmenslenker früher als bisher Rechtsberater hinzuziehen. Entsprechend gefragt sind Anwälte, die Expertenwissen an der Schnittstelle von Finanz- und Insolvenzrecht mitbringen, eine große Bandbreite von Sanierungsoptionen anbieten können und auch die Sprache der Private-Equity-Häuser und Distressed Debt Funds sprechen. Auch Kanzleien mit Spezialwissen punkten, etwa an der Schnittstelle zum öffentlichen und Beihilferecht, wie unter anderem CMS Hasche Sigle, Freshfields und McDermott Will & Schulte bei der Rettung der Meyer Werft.

Je größer die Restrukturierung, desto internationaler ist in der Regel die Finanzierung. Zugleich sind umso mehr Sanierungswerkzeuge aus verschiedenen Jurisdiktionen zu kombinieren. Sowohl für Unternehmen als auch Finanzierer sind deshalb oft die großen UK-Kanzleien wie Clifford Chance, Milbank, Freshfields oder Linklaters die Go-to-Adressen. A&O Shearman eröffnet die transatlantische Fusion neue Chancen. Allerdings hat sich der Wettbewerb mit US-Konkurrenten um die großen Tickets zuletzt noch verschärft, nachdem Willkie Farr & Gallagher und Kirkland & Ellis ihre Restrukturierungspraxen mit Neuzugängen von Latham & Watkins bzw. Gleiss Lutz verstärkt haben. Auch Milbank und Hengeler Mueller gewannen in den letzten Jahren deutlich an Terrain.

Die Stunde der Strategen

Das aktuelle Umfeld verlangt oft eine ganzheitliche Restrukturierung: über die finanzielle Stabilisierung und operative Kosteneinsparungen hinaus müssen mitunter ganze Geschäftsmodelle neu gedacht werden. Dabei punkten breit aufgestellte Berater wie CMS Hasche Sigle, Gleiss Lutz, Görg oder Noerr, die nicht nur den gesamten Restrukturierungs-Werkzeugkasten mitbringen, sondern auch mit tiefem Branchenwissen aufwarten – oder die dem Management als Sanierungsgeschäftsführer zur Seite stehen, wie Anchor, Greenberg Traurig oder SZA Schilling Zutt & Anschütz. Angesichts der schwierigen Suche nach Investoren gewinnt zudem Kompetenz bei Distressed M&A an Bedeutung. Doch nicht immer ist eine Rettung möglich, laut einer aktuellen Auswertung der Beratungsgesellschaft Falkensteg nur in rund 33 Prozent der Fälle.

Verwaltermarkt im Wandel

Die steigenden Insolvenzzahlen sorgen auch für Mehrarbeit in klassischen Verwalterkanzleien, die dadurch schmerzlich spüren, wenn sie nicht frühzeitig eine junge Generation von Insolvenzverwaltern und Beratern aufgebaut haben, die die Auslastung abfedern und perspektivisch das Geschäft übernehmen können. Umso mehr profitieren Einheiten wie BRL Boege Rohde Luebbehuesen, Grub Brugger oder Reimer, die schon lange auf eine ausgewogene Altersstruktur achten. Mit Blick auf den demographischen Wandel, aber auch um die zahlreichen kleineren Verfahren kostendeckend zu bearbeiten, steigt das Interesse an Legal Tech und KI spürbar. Erste Kanzleien wie Taylor Wessing haben dies erkannt und z.B. KI-Tools entwickelt, mit denen Insolvenzverwalter Anfechtungs- und Haftungsansprüche einfacher und schneller aufarbeiten können.

Die Bewertungen behandeln Kanzleien, die sich auf die Begleitung von Unternehmenskrisen spezialisiert haben. Unter Restrukturierung fallen v.a. die Neuverhandlung von Krediten, die Refinanzierung u. die Veränderung der Beteiligungs- oder Gläubigerstruktur (siehe auch Kredite u. Akquisitionsfinanzierung, Kapitalmarktrecht), während die Insolvenzrechts- u. Sanierungsberatung vor allem gesellschaftsrechtliche u. operative Probleme sowie M&A-Transaktionen umfasst (siehe auch Gesellschaftsrecht, Transaktionen). Eine zweite Übersicht zeigt Insolvenzverwalter- u. Sachwalterkanzleien. Restrukturierungen im Finanzsektor sind vorwiegend im Bank-, Finanz- u. Versicherungsaufsichtsrecht behandelt, arbeitsrechtlich geprägte Umstrukturierungen im Arbeitsrecht.