Einstiegsgehälter bei Kanzleien

Associates trotz Stagnation zufriedener

Die Einstiegsgehälter für Wirtschaftsjuristen steigen trotz Rekordumsätzen kaum, die meist positive Geschäftsentwicklung der Kanzleien im Geschäftsjahr 2013/14 wird nicht an die jungen Berufsträger weitergegeben. Dennoch sind Associates mit ihren Gehältern zufriedener als im Vorjahr: Offensichtlich ist das Gehalt als Argument für Berufseinsteiger ausgereizt.

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Die Einstiegsgehälter stiegen 2014 laut der jährlichen azur-Erhebung bei über 200 Wirtschaftskanzleien gegenüber dem Vorjahr gerade einmal um 0,77 Prozent. Zum Vergleich: Die Nominallöhne der Bundesbürger legten im gleichen Zeitraum laut Statistischem Bundesamt um 2,6 Prozent zu. Rechnerisch gleicht die Steigerung der Associategehälter damit nicht einmal mehr die Inflationsrate aus.

Allerdings haben die hochqualifizierten Einsteiger auch nur wenig Grund zum Klagen. Denn inzwischen bezahlen 50 Kanzleien ihren jüngsten Associates im ersten Berufsjahr sechsstellige Festgehälter. Top-Verdiener sind die Berufseinsteiger bei der US-Transaktionskanzlei Milbank Tweed Hadley & McCloy mit 125.000 Euro. Im Durchschnitt verdient ein Berufseinsteiger derzeit 74.900 Euro.

Bei den Spitzenzahlern handelt es sich häufig um kleinere Einheiten. In absoluten Zahlen kommen deshalb nur wenige Nachwuchsjuristen in den Genuss der Top-Gehälter. Milbank zum Beispiel will 2015 zehn Absolventen einstellen. Insofern nehmen Kanzleien wie Freshfields und Linklaters mit einem Fixgehalt von 100.000 Euro und 85 beziehungsweise 70 Neueinstellungen wesentlich mehr Geld in die Hand.

Steigende Kanzleiumsätze wirken sich nicht aus

Die meist positive Geschäftsentwicklung der Kanzleien im Geschäftsjahr 2013/14 wird nicht an die jungen Berufsträger weitergegeben. Die aktuelle Steigerung der Associategehälter um 0,77 Prozent erklärt sich dadurch, dass einige Kanzleien als Nachzügler ihre Einstiegsgehälter nach oben hin anpassten. Laut azur-Associateumfrage sind die Associates aber dennoch mit ihrer Bezahlung zufriedener als im Vorjahr.

Die meisten Sozietäten, die 100.000 Euro und mehr im ersten Jahr bezahlen, sind Transaktionskanzleien, wie Milbank oder Sullivan & Cromwell. Die hohen Gehälter hängen mit der vom Projektgeschäft geprägten Arbeit, unkalkulierbaren Arbeitszeiten und schlechten Partnerperspektiven zusammen. Sehr hohe Gehälter bezahlen auch eine Reihe spezialisierter Boutiquen.

Mit Jones Day, Baker & McKenzie und SZA Schilling Zutt & Anschütz finden sich nur drei Industriekanzleien im Kreis der Top-Bezahler wieder. Mit weniger hochkarätigem Projektgeschäft und mehr laufender Beratung von Industriemandanten liegt ihre Produktivität meist unterhalb der von Transaktions- und Spezialkanzleien.

Die kleineren Kanzleien – vor allem die Rundumberater für den Mittelstand – bieten Gehälter unterhalb des Marktdurchschnitts. In Reichweite der 100.000 Euro kommen nur wenige. Mit Schelling & Partner zahlt laut azur-Erhebung nur eine einzige Kanzlei aus diesem Kreis bis zu 95.000 Euro. Die Gehaltsbänder vieler Mittelstandskanzleien sind sehr breit. Je nach Qualifikationen können Berufsanfänger in ein- und derselben Sozietät mehrere 10.000 Euro mehr oder weniger verdienen. (Mathieu Klos, Norbert Parzinger, Anika Verfürth)

 

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