Das bislang zwölfköpfige Präsidium um Verbandspräsidentin Claudia Junker – das bis 2024 gewählt ist – wurde um Dr. Lena Wallenhorst erweitert. Die General Counsel von Zalando repräsentiert das junge Geschäft, das auf Plattform-Ökonomie aufbaut. Die Modeindustrie ist im E-Commerce laut Statista die umsatzstärkste Branche, noch vor den Eletronik- und Telekommunikationsartikeln. Wallenhorst verantwortet bei Zalando sowohl die Bereiche Legal, Compliance, Governance & Risk als auch das Internal-Audit-Team.
Neues Branding
In der Mitgliederversammlung, die im Umfeld des Kongresses stattfand, wurde auch der Beschluss zu einer Satzungsänderung gefasst. Künftig soll der Verband ‚BUJ Bundesverband der Unternehmensjuristinnen und Unternehmensjuristen‘ heißen. Die Eintragung im Vereinsregister muss noch erfolgen. Damit tragen die Syndikusanwälte nicht zuletzt der wachsenden Zahl an weiblichen General Counsel bei führenden Unternehmen Rechnung. Erst kürzlich trat etwa Dr. Friederike Rotsch den Posten als Chefjustiziarin bei der Deutschen Bank an. Agnieszka Mögelin-Zinger vom eHealth-Konzern CompuGroup Medical wird demnächst zu dem Dax-Unternehmen Fresenius wechseln. Präsidentin des BUJ ist seit 2021 Claudia Junker, General Counsel des Dax-Mitglieds Deutsche Telekom.
Wo der Schuh drückt
Als Ausrichter des alljährlichen Unternehmensjuristenkongresses (UJK) setzt der BUJ auch regelmäßig Akzente im rechtspolitischen Diskurs. Den fachlichen Austausch – etwa mit Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann – pflegen unterjährig auch der ‚DAX40-General Counsel Club@BUJ‘, sowie die 34 Fach- und Regionalgruppen. Da Buschmann seine viel gelobte Eröffnungsrede auf dem UJK zeitlich überzogen hatte, musste das nachfolgende General-Counsel-Panel die Themen priorisieren. Vor die Wahl gestellt, ob sich das Auditorium lieber mit Klimaklagen oder ESG-Verantwortung im Unternehmen befassen wolle, entschied es sich mit deutlicher Mehrheit für letzteres.
Dabei kam auch die gefühlte Überregulierung zur Sprache, die sich etwa in einem fortlaufenden Micromanagement zur Lieferkettensorgfaltspflicht niederschlägt. Dafür mussten die Unternehmen auch ihre Legal Teams deutlich erweitern, ähnlich wie seinerzeit zur Einführung der EU-Datenschutzgrundverordnung.
Aufgaben neu strukturieren?
Um ihr Verantwortungsprofil zu entschlacken, denken immer mehr General Counsel bereits über ein Outsourcing bestimmter Themengebiete nach. Welches Tool entlastet im komplexer werdenden Vertragsmanagement, wo immer mehr Anlagen hinzugefügt werden müssen? Oder welche Aufgaben zur Produkt-Compliance oder zur Whistleblower-Hotline können auch zu externen Anbietern verlagert werden, um Platz für ESG-Themen zu schaffen?
Die Förderbank KfW hat beispielsweise einige ihrer internen Richtlinien reduziert: „Reisen Sie ökonomisch und ökologisch verantwortungsvoll.“ So lautet jetzt kurz und knapp ihre Reisekostenrichtlinie. Damit unterstreicht sie das Vertrauen in ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Internes Vertrauen ist auch etwa die Devise von Freenow und Cariad, die im Rechtsbereich mit einem Homeoffice-First-Modell arbeiten.
Die Verantwortung für Rechtsprobleme ließe sich auch breiter im Unternehmen verteilen. So formulieren manche Rechtsteams ihre firmeninternen Chatbots und Templates in einfacher, verständlicher Sprache. Dabei gibt es eine Faustregel: Jeder Mitarbeitende soll das Tool verstehen können und mindestens jedes dritte Problem sollte damit erledigt werden können.
Die meisten Teilnehmer sind sich sicher, dass die künstliche Intelligenz der Rechtsbranche helfen wird, um mit den wachsenden Aufgaben umgehen zu können. „Gutes Prompting kann Risiko minimieren“, sind viele überzeugt. So ließe sich schnell eine landesspezifische Regulierung finden oder der Katastrophenschutz und die Staatsanwaltschaft vor Ort kontaktieren, wenn es in einem Werk oder beim Zoll Probleme gibt.
Fähigkeiten-Transfer aus anderen Branchen
Die UJK-Teilnehmer hatten in den vergangenen Jahren neben fachlichen Themen vor allem Ad-hoc-Probleme zu bewältigen – sei es durch den Ukraine-Krieg und die Verhandlungen zur Energieversorgung, als auch nach den Naturkatastrophen in der Türkei und anderswo auf der Welt. Das ließ sich auch an dem Motto der Konferenz ablesen: „Inhouse-Juristinnen und -Juristen – zwischen Krisenmanagement und operativem Alltag“ .
Für die Abschluss-Keynote hatte der BUJ die ehemalige Eurofighter-Pilotin Nicola Winter gewonnen, aktuell Hochschuldozentin und ESA-Astronautin in Reserve. Sie brachte den Teilnehmenden die Prozesse beim Flugtraining näher. Denn wenn Pilotinnen und Piloten mit nur einem Meter zwischen den Flügeln in Staffeln fliegen, braucht es auch Vertrauen und Verantwortungsbereitschaft – wie beim Leiten eines Rechtsteams.
Transparenzhinweis: Der JUVE Verlag ist Medienpartner des diesjährigen Unternehmensjuristenkongresses.