Shearman & Sterling baut ihre Kartellrechtspraxis massiv aus: Die erfahrenen Howrey-Partner Trevor Soames, Götz Drauz, Geert Goeteyn, Stephen Mavroghenis und Miguel Rato verstärken ab März den Standort Brüssel. Auch mindestens zehn Associates sollen mit dem Team wechseln.
Der deutsche Jurist Drauz zählt zu den im Markt angesehenen Kartellrechtsexperten. Bevor er sich 2006 Howrey angeschlossen hatte (mehr…), arbeitete er 24 Jahre bei der Europäischen Kommission, zuletzt als stellvertretender Generaldirektor der Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission. Dort war auch der nach portugiesischem Recht zugelassene Rato vor seiner Zeit bei Howrey tätig. Er hat zudem am Gericht der Europäischen Union in Luxemburg gearbeitet.
Soames war bei Howrey zuletzt Co-Leiter der globalen Kartellrechtspraxis. Er hat unter anderem das Team geleitet, das für den US-amerikanischen Chiphersteller Qualcomm erfolgreich war in dem Verfahren der Kommission wegen Marktmissbrauch. Er ist ebenso wie Mavroghenis und Goeteyn nach englischem Recht zugelassen. Goeteyn betreut insbesondere Mandanten der Luftfahrtbranche. Einer seiner Schwerpunkte liegt auf komplexen Fusionskontroll- und Marktmissbrauchsverfahren sowie dem Bereich der Luftfahrtallianzen. Gemeinsam mit Soames vertrat er etwa United Airlines im sogenannten Luftfrachtkartell (mehr…).
Strategie aufgegangen
Mit den Zugängen ist Shearman beim personellen Aufbau ihrer Praxis einen wichtigen Schritt vorangekommen. Die Kanzlei hatte trotz des Verlustes ihrer beiden Brüsseler Kartellrechtspartner Annette Schild und Silvio Cappellari sowie Counsel Stephanie Birmanns im Herbst 2009 an Arnold & Porter an ihrem Brüsseler Büro festgehalten (mehr…). Zudem war Dr. Jürgen Meyer-Lindemann aus dem Düsseldorfer Büro nach Brüssel gewechselt und fungiert dort nun als Office Managing Partner. „Diese wichtige Erweiterung unserer kartell- und wettbewerbsrechtlichen Expertise ist eine logische Konsequenz unseres Anspruches, unsere internationale Beratung kontinuierlich auszubauen und zu integrieren“, sagte Meyer-Lindemann nun. Zuletzt waren ein Partner, ein Counsel und drei Associates bei Shearman im Kartellrecht tätig.
Howrey vor dem Ende?
Nicht nur das Brüsseler Büro von Howrey steht damit vor einer ungewissen Zukunft. Seit Monaten wird über das Schicksal der Kanzlei spekuliert.
Zum Jahreswechsel hatte Howrey schon Abgänge von rund einem Dutzend IT-/IP-Partnern in Brüssel, Amsterdam und Paris hinnehmen müssen (mehr…). Die IP-Praxen in Amsterdam und Brüssel waren dem Vernehmen nach die wichtigsten europäischen Standorte in diesem Bereich. Zudem war im Januar war bekannt geworden, dass die deutsche IP-Praxis von Howrey zum April nahezu vollständig zu Field Fisher Waterhouse wechselt, die damit ein Büro in München eröffnet (mehr…). Schon im Herbst vergangenen Jahres hatte sich der IT- und IP-Rechtler Michael Knospe dem Münchner Büro von SJ Berwin angeschlossen (mehr…).
Auch im Heimatmarkt USA soll Howrey vor dem Ausverkauf stehen. Hier gilt laut amerikanischen Medien unter anderem Winston & Strawn als einer der Hauptinteressenten.