Milbanks europäische Praxis erfährt durch die Zugänge eine erhebliche Stärkung. Die drei Neupartner runden das Transaktionsprofil der Amerikaner ab, die hierzulande bisher überwiegend bei internationalen Deals im US-Finanzrecht beraten haben. Mit Nussbaum, der bei Freshfields „Co-head“ der weltweiten Private Equity-Praxis war, und Rieger stoßen nun zwei der bekanntesten deutschen PE-Anwälte zu Milbank.
Die Anwälte hatten bei Freshfields in einer ganzen Reihe von bedeutenden Transaktionen zusammengearbeitet und stellen deshalb ein wichtiges Trio dar. So berieten Nussbaum und Füger in jüngster Zeit etwa den Finanzinvestor Apax bei seinem Einstieg beim Entsorger Sulo (JUVE 02/04). Nussbaum betreute darüber hinaus Apax bzw. Kabel Deutschland beim 2,7-Milliarden-Euro-Erwerb des gesamten deutschen Kabelnetzes von Kabel BW, iesy und ish – übrigens an der Seite des Chefs der Londoner PE-Praxis von Milbank, Michael W. Goroff, der die Transaktion in US-rechtlichen Belangen begleitete.
Rieger ist unter anderem wegen seiner hervorragenden Beziehungen zur Carlyle Group sehr bekannt. So betreute er etwa zusammen mit Füger das PE-Unternehmen beim Einstieg bei dem Automobilzulieferer Edscha Ende 2002 und als Bieter um MTU ein Jahr später. Zudem berät Rieger eine Reihe entscheidender Münchner Großunternehmen in aktien- und konzernrechtlicher Hinsicht, zum Beispiel die ProSiebenSat.1 Media AG, unter anderem beim Einstieg von Haim Saban im Sommer vergangenen Jahres.
Füger schließlich gilt im Markt als herausragender Vertreter einer aufstrebenden Generation von Steuerrechtlern in Deutschland. Insbesondere seine Tätigkeit für den Investor 3i bei der 300-Millionen-Euro-Übernahme der Betapharm Arzneimittel GmbH im März – die von Peter Nussbaum geführt wurde – wird von Branchenkennern äußerst positiv beurteilt.
Milbank hat jetzt einiges vor. „Mit diesem hervorragenden Münchner Team werden wir nun in der Lage sein, integrierte M&A, finanz- und steuerrechtliche Beratung zu liefern, und das in den drei Schlüsseljurisdikitionen USA, England und Deutschland“, erklärte Goroff. Bis jetzt spielt Milbank in Deutschland mit ihrem sehr kleinen Frankfurter Büro, das bislang nur mit zwei US-rechtlich qualifizierten Anwälten besetzt ist, keine große Rolle. In Europa ist die Kanzlei ansonsten nur noch in London präsent.
Stammsitz von Milbank ist New York, weitere Büros gibt es in Washington D.C., Los Angeles und Palo Alto sowie in Tokio, Hongkong und Singapur. Die Kanzlei gilt als äußerst profitabel. Mit einem Gewinn pro Partner von 1,785 Millionen Dollar belegt Milbank in den letzten Top-100-Ranking von ‚American Lawyer‘ Platz sechs.
Dem Münchner Büro von Freshfields bleibt nun trotz der Abgänge mit Dr. Hans-Jörg Ziegenhain ein wichtiger Corporate-Partner erhalten. Ziegenhain war 2001 von Baker & McKenzie zu dem Team um Nussbaum, Rieger und Füger gestoßen. Rieger und Füger ihrerseits waren selbst erst anlässlich der Büroeröffnung in München im Januar 2000 von Lovells-Vorgänger Boesebeck Droste zu Freshfields gekommen.
Der Frankfurter Senior Partner von Freshfields, Dr. Konstantin Mettenheimer, sagte in einer ersten Reaktion, dass der Weggang der drei Anwälte „sehr bedauerlich“ sei. „Er bietet jedoch auch Chancen. Wir haben ein starkes Team von Partnern, Anwälten und Mitarbeitern um Hansi Ziegenhain, und wir haben einen hervorragenden Mandantenstamm. Das stimmt uns sehr zuversichtlich für die weitere Entwicklung in München.“ (Aled Griffiths, Jörn Poppelbaum)