Prieß ist einer der bekanntesten Vergaberechtler Deutschlands und hat den Markt in der Vergangenheit entscheidend mitgeprägt. Viele Mitglieder seines ehemaligen Teams sind heute in anderen Kanzleien anerkannte Spezialisten auf diesem Gebiet. Dass Prieß das Berliner Freshfields-Büro zu Ende April verlassen würde, war schon im Januar bekannt geworden, sein Ziel war damals allerdings noch unklar.
Bis jetzt leitete er die Praxisgruppe für Öffentliche Auftragsvergabe bei Freshfields, wo er seit 1994 als Partner in Brüssel und Berlin arbeitete. Zuletzt kümmerte er sich um den zunehmenden Beratungsbedarf zu Russland- und Iransanktionen und baute ein grenzüberschreitendes Team auf. Außerdem berät er zu EU-Vergaben und damit zusammenhängenden Compliance-Fragen. Zu seinen Mandanten gehören überwiegend Konzerne wie Siemens und BASF, aber auch öffentliche Auftraggeber wie das Auswärtige Amt.
Auch der zweite Blomstein-Zugang Reinhart Rüsken ist eine hochkarätige Verstärkung. Rüsken verbrachte einen Großteil seiner Berufstätigkeit in der Richterrobe: Zuletzt war er als Mitglied des 7. Senats am Bundesfinanzhof fast zehn Jahre lang unter anderem für Zölle und Verbrauchsteuern zuständig. Begonnen hat seine Karriere nach einem kurzen anwaltlichen Intermezzo 1978 am Verwaltungsgericht in Hamburg, es folgten Stationen am Finanzgericht Hamburg und im sächsischen Justizministerium.
Daneben war Rüsken in der Vergangenheit schon beratend für Freshfields tätig und kennt über diese Verbindung auch Prieß. Ihre neue, auf Regulierungsthemen fokussierte Einheit Blomstein ist erst seit Kurzem am Markt. Dr. Roland Stein (37), Dr. Anna Huttenlauch (37), Pascal Friton (36) und Dr. Max Klasse (40) hatten sich zum April zusammen mit drei Associates von Freshfields abgespalten. Die Anwälte sind erfahrene Vergabe-, Kartell-, Beihilfe- und Außenhandelsrechtsspezialisten und hatten zuletzt den Pflanzenölhersteller ADM im Streit mit den deutschen Zollbehörden erfolgreich am Europäischen Gerichtshof vertreten.
Sie seien „sehr stolz, wieder mit Herrn Prieß zusammenarbeiten zu dürfen, der während der Zeit bei Freshfields für uns ein großartiger Mentor war“, so Pascal Friton. Für das Berliner Freshfields-Büro bedeutet der Verlust des Vergabeteams einen klaren Einschnitt. Gleichwohl solle die Regulierungspraxis in Berlin und an weiteren Standorten höchste Priorität genießen, so Freshfields.