Der zukünftige Prozessfinanzierer beschäftigt an seinen insgesamt 18 Standorten weltweit rund 145 Mitarbeiter. Das Unternehmen, das zukünftig unter einem gemeinsamen Namen firmieren soll, ist unter anderem in Australien, Asien, USA, Kanada, dem Mittleren Osten und Europa vertreten. Ziel ist, gemeinsam eine globale Strategie zu entwickeln, um die Marktpositionen in Prozessfinanzierung und Forderungsdurchsetzung auszubauen.
„Wir freuen uns, Teil einer noch größeren Familie zu werden“, sagt Arndt Eversberg, Vorstand Roland Prozessfinanz, über den Zusammenschluss. „IMF und Omni verfügen beide über viele Jahrzehnte Erfahrung in der Prozessfinanzierung und der Vollstreckung von Urteilen weltweit. Auch unsere Kunden werden davon in Zukunft verstärkt profitieren können.“
Komplementäres Geschäft
Alle Unternehmen bringen unterschiedliche Stärken mit: Die australische IMF Bentham ist auch im angloamerikanischen Raum und in Asien sehr präsent und finanziert weltweit Einzel- und Massenverfahren. In Deutschland finanziert sie unter anderem Anleger, die mit der Kanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan wegen Kursverlusten in der Dieselaffäre gegen VW klagen. Omni Bridgeway finanziert bislang vor allem Schiedsverfahren und ist bei der Vollstreckung von Urteilen weltweit anerkannt. Roland finanziert sowohl kleinteilige Fälle ab einem Streitwert von 100.000 Euro wie auch große Prozesse, derzeit vor allem im Umfeld großer Kartellschadensersatzklagen.
„Obwohl wir formell Omni Bridgeway übernehmen, betrachten wir dies ganz klar als einen Zusammenschluss auf Augenhöhe“, sagt Andrew Saker, Managing Director und Chief Executive Officer von IMF Bentham, über die Transaktion.
Gemein ist den Prozessfinanzierern auch, dass sie als Pioniere der Prozessfinanzierung in ihren jeweiligen Märkten viel Erfahrung vorweisen können. IMF Bentham wurde Anfang der 1990er Jahre in Australien gegründet, Omni Bridgeway entstand 1986 in den Niederlanden. Auch der deutsche Arm des neuen Prozessfinanzierers, Roland Prozessfinanz, operiert schon seit 2001 Jahren im Markt, zunächst als Teil der Roland-Versicherungsgruppe, seit 2017 dann als Teil von Omni Bridgeway. In Deutschland ist die Finanzierung von Prozessen durch Dritte gegen eine Erfolgsbeteiligung seit 1998 zulässig.
Markt im Umbruch
Der Markt der Prozessfinanzierer ist derzeit in Bewegung: Treiber sind in Deutschland vor allem die Klagen gegen VW wegen der Dieselaffäre sowie große Kartellschadensfälle. So ging der ehemalige Hausfeld-Partner Christopher Rother mit dem neuen Prozessfinanzierer Profin an den Start, um Kundenklagen gegen VW zu finanzieren. Das Anfang des Jahres gestartete Legal-Tech-Start-up Iubel bietet ebenfalls die Finanzierung von VW-Kundenklagen, will sich aber langfristig als Prozessfinanzierer für kleine Schadensfälle unterhalb der 100.000-Euro-Schwelle etablieren.
Vannin Capital eröffnete im Sommer 2018 mit Theo Paeffgen, lange Vorstandsmitglied des deutschen Finanzierers Foris, ein deutsches Büro. Den geplanten Börsengang sagte der Prozessfinanzierer im gleichen Jahr ab – und wurde erst kürzlich von der Investment-Gesellschaft Fortress übernommen. Und auch Nivalion aus der Schweiz rüstete sich zuletzt mit dem Prozessexperten Dr. Stefan Kirsten, um den Markt in Deutschland und Skandinavien verstärkt anzugehen.
Zuletzt machte ein anderes globales Schwergewicht dagegen eher negative Schlagzeilen: Der an der Londoner Börse gelistete Prozessfinanzierer Burford sah sich einer Attacke von Leerverkäufern ausgesetzt, woraufhin der Börsenkurs im August rasant einbrach. Der Hedgefonds Muddy Waters warf Burford vor, von ihm finanzierte Fälle optimistischer darzustellen, als sie tatsächlich seien. Burford finanziert in Deutschland Prozesse der Kanzlei Hausfeld, die gemeinsam mit dem Rechtsdienstleister Myright ebenfalls im Namen von tausenden Autokäufern gegen VW vorgeht.