Die Studie ‚Generative AI and the future of the legal profession‘ basiert auf einer Umfrage von LexisNexis. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass fast drei Viertel (70 Prozent) der Unternehmensjuristen den Einsatz von Spitzentechnologie durch Kanzleien erwarten. Dies schließt auch generative KI-Tools ein. Im Gegensatz dazu rechnen laut Umfrage nur 55 Prozent der Kanzleien mit dieser Erwartung seitens der Mandanten. 24 Prozent der Kanzleimitarbeitenden waren in der Umfrage sogar der Auffassung, dass ihre Mandanten den Einsatz von KI gar nicht wünschen würden.
Immerhin haben die Kanzleien das Thema auf der Agenda. Denn 39 Prozent der Befragten gaben an, dass sie derzeit nach Möglichkeiten suchen, KI einzusetzen. Beschränkt man die Antwortgeber auf die Großkanzleien, liegt die Quote schon bei 64 Prozent, was nahelegt, dass sich der Kanzleimittelstand gerade etwas schwerer tut mit dem Thema. Bei den Unternehmensjuristen sind schon rund 47 Prozent damit befasst.
Effizienzsteigerung durch KI
Dabei erwartet etwa zwei Drittel aller Befragten (65 Prozent), dass generative KI die Effizienz steigern würde – bei den Unternehmensjuristen sind es zusammenaddiert sogar 73 Prozent. Die Befragten aus dem öffentlichen Sektor allerdings zeigten sich skeptischer, was aber auch an den aufwändigeren Implementierungsphasen dort liegen könnte.
Rund die Hälfte (49 Prozent) der befragten Unternehmensjuristinnen und -juristen geht derzeit davon aus, dass ihre Kanzleien in den nächsten 12 Monaten generative KI einsetzen werden. „Als Berufsgruppe, die wenig Zeit hat, wird die juristische Gemeinschaft zweifellos darauf erpicht sein, generative KI zu nutzen“, prognostiziert auch Jeff Pfeifer, Chief Product Officer von LexisNexis. Denn damit ließen sich ihre Arbeitsabläufe deutlich beschleunigen, „sodass Anwälte mehr Zeit haben, sich auf höherwertige Dienstleistungen für ihre Kunden oder Organisationen zu konzentrieren“. LexisNexis selbst forciert technische Weiterentwicklungen im Rechtsmarkt – auch im Bereich KI – , die es als Produkte und Services verkauft.
Viel Potential, aber auch Risikobewusstsein
Das größte Potential liegt in der Nutzung von KI als Recherchetool, so die Einschätzung von 66 Prozent aller Befragten, sowie in der Erstellung von Schriftsätzen (59 Prozent) und der Dokumentenanalyse (47 Prozent). Großkanzleien würden zudem darauf setzen, dass Due-Diligence-Prüfungen zügiger zu bewältigen sind (46 Prozent). Die Umfrageergebnisse aber zeigen auch ethische Bedenken beim Einsatz von KI sowie ein hohes Risikobewusstsein in der Branche.
Für die Studie befragte LexisNexis im Mai und Juni britische Juristinnen und Juristen, nachdem sie zuvor schon eine Umfrage in den USA gemacht hatte. Die meisten (87 Prozent) der 1.175 befragten Briten kannten generative KI-Tools – und von dieser Gruppe stimmten fast alle (95 Prozent) zu, dass solche Tools die juristische Praxis beeinflussen werden. Während etwa 38 Prozent von ihnen glaubten, dass sie erhebliche Auswirkungen haben werden, schätzten 11 Prozent sie sogar als transformativ ein.