Mittelstandsberater

Rekordzahlen vor der Corona-Krise

Autor/en
  • Ludger Steckelbach

Die Einnahmen der 50 umsatzstärksten Mittelstandskanzleien sind 2019 erneut deutlich gestiegen. Über 5.500 Anwälte erwirtschafteten zusammen fast 2,4 Milliarden Euro. Dahinter verbergen sich auch Sondereffekte wie der Dieselkomplex. Wie solide das Wachstum war, wird sich nach der Corona-Krise erweisen.

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Die zehn größten Mittelstandsberater erreichten alle in ihrem letzten abgeschlossenen Geschäftsjahr ein zweistelliges prozentuales Umsatzwachstum. Auch bei ihnen zeigt ein Blick auf die wichtigsten Veränderungen bereits die unterschiedlichen Gründe für das gute Geschäft des Branchenzweigs.

Größter Umsatztreiber bei Heuking Kühn Lüer Wojtek war erneut die Prozesslawine in Sachen Diesel. Heuking agiert hier als Unterauftragnehmer von Freshfields Bruckhaus Deringer für VW. Die Mannschaft wuchs 2019 deutlich um elf Prozent, besonders im Mittelbau, was beim Umsatz pro Berufsträger (UBT) einen leichten Rückgang bewirkte.

Hinter Luthers enormen Wachstumsraten mit über 30 Prozent Umsatzplus steht vor allem der rasante Ausbau mit Projektjuristen, die die Kanzlei als Subunternehmer der VW-Prozesskanzlei Freshfields einsetzt. Die traditionellen Kerndisziplinen – Corporate, Öffentliches Recht, regulierte Branchen – legten eher maßvoll zu.

Ganz ohne Heerscharen von Projektanwälten erreichte Görg seit Jahren erstmals ein deutlich zweistelliges Wachstum bei Umsatz und besonders UBT. Das lag nicht zuletzt am klassischen Schwerpunkt der Kanzlei: Restrukturierungsmandate und Großinsolvenzen wie Senvion nahmen zu.

Innerhalb der MDP-Kanzlei Rödl & Partner wuchs der Bereich Recht weiter überproportional um zehn Prozent. Zu ihrer seit Jahren sehr stetigen Expansion trugen 2019 vor allem grenzüberschreitende M&A-Transaktionen für deutsche Mittelständler bei.

Bei Beiten Burkhardt sorgte das VW-/Freshfields-Prozessmandat im ersten Halbjahr 2019 für einen Peak an befristet angestellten Anwälten. Über das abgelaufene Geschäftsjahr lag die Zahl der Full Time Equivalents (FTE) um acht Prozent höher. Seit jeher stark ist die Kanzlei im Vergaberecht. Bescheidener, aber umso stetiger legten die M&A-Praxis und der junge Hamburger Standort zu.

Massives Personalwachstum um fast ein Viertel trieb bei KPMG Law den Umsatz in ungeahnte Höhen – dank des Diesel-Prozessmandats von VW beziehungsweise Freshfields hat die Kanzlei ihre Dauerrivalin PwC Legal beim Umsatz nicht nur überholt, sondern fürs Erste abgehängt. Daneben legte die Kanzlei am stärksten bei Corporate-Transaktionen zu, auch die Banking-Praxis nahm Fahrt auf.

Großmandate wie die Integration von Monsanto in den Bayer-Konzern und die Pkw-Maut-Vergabe für das Bundesverkehrsministerium prägten bei PwC Legal das zuletzt abgeschlossene Geschäftsjahr. Der UBT blieb fast unverändert bei 374.000 Euro, ist aber immer noch der höchste im Kreis der Big-Four-Rechtsberater – knapp vor KPMG Law.

Ebner Stolz Mönning Bachem behauptet mit einem um neun Prozent erneut deutlich vergrößerten Team Platz acht. Die Mannschaft wuchs vor allem im Wirtschaftsrecht, wo die Produktivität allerdings noch nicht das Level der Steuerrechtler erreicht. Der UBT legte entsprechend nur leicht um drei Prozent zu. Ein Umsatzwachstum über dem Marktdurchschnitt auf gut 84 Millionen Euro gelang der MDP-Kanzlei dennoch.

Bei Baker Tilly trug mit fast 60 Prozent die Steuerrechtspraxis den größten Teil zu den 78 Millionen Euro Umsatz der Rechtsberater bei. Trotz der weiteren Dominanz des Münchner Büros machten Standorte wie Hamburg und Frankfurt mit Quereinsteigern Boden gut, und der Umsatz legte mit 16 Prozent noch etwas stärker zu als die Teamgröße.

Ganz ohne Sondereffekte wie Dieselskandal oder Großinsolvenzen baute GSK Stockmann ihr angestammtes Geschäft kräftig aus und hielt sich so unter den größten zehn Mittelstandskanzleien. Hinter Immobilienrecht, Corporate und Bankrecht mauserte sich die Beratung im Energiesektor zu einem immer wichtigeren Standbein.

Mehr zu den Ergebnissen der Mittelstandsberater lesen Sie im aktuellen JUVE Rechtsmarkt, der heute erscheint – aufgrund der aktuellen Situation stellen wir auch diese Ausgabe kostenlos online zur Verfügung: hier entlang.

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