Zuvor waren Verhandlungen mit der Gewerkschaft ver.di über einen Sanierungsplan gescheitert. Zwar waren sich Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretung einig geworden. Der Neckermann-Eigentümer Sun Capital hielt das Ergebnis aber für nicht tragfähig und stellte keine weiteren Mittel für die Finanzierung zur Verfügung.
Michael Frege kümmert sich nun um Neckermann.de, Joachim Kühne ist für die Logistik-Sparte zuständig. CMS arbeite mit Hochdruck an dem Verfahren, teilte die Kanzlei in einer Stellungnahme mit. Zur Sache selbst könne frühestens in zehn Tagen Stellung genommen werden. Frege (53) ist seit Langem die Galionsfigur des Insolvenz-Bereichs von CMS. Ursprünglich nur in Leipzig angesiedelt, hat er seine Tätigkeit als Insolvenzverwalter in den vergangenen Jahren nach Westen ausgedehnt. Heute arbeitet er vom Düsseldorfer Büro der Kanzlei aus. Schlagzeilen machte zuletzt vor allem seine Bestellung zum deutschen Insolvenzverwalter von Lehman Brothers (mehr…). CMS-Partner Kühne (45) war ebenfalls umfassend mit dem Lehman-Komplex betraut, er leitet zudem die Praxisgruppe Restructuring bei CMS.
Hinter der Neckermann.de-Gruppe steht der US-Investor Sun Capital Partners, der seit zwei Jahren 100 Prozent an dem Versandhändler hält. Sun Capital war Ende 2007 zunächst mit der Übernahme von 51 Prozent bei der damaligen Primondo-Tochter eingestiegen und übernahm die operative Verantwortung. Der Investor setzte in der Transaktion auf Linklaters, Primondo war von Clifford Chance beraten worden (mehr…). Ein Kaufpreis wurde damals nicht gezahlt, 49 Prozent hielt zunächst weiterhin die seit Juni 2009 insolvente Primondo GmbH, die Versandhandelssparte Arcandors. Nach einem gescheiterten Management-Buy-out Ende 2008 trat die komplette Führungsriege des Konzerns den Rückzug an. CEO war seither Henning Koopmann.
Schon mit ihrer Umbenennung in Neckermann.de 2006 hatte der Versandhändler angefangen, sich stärker auf Onlinehandel auszurichten. Diesen Weg wollte er zuletzt auch weitergehen und plante im April den Abbau von 1.380 Arbeitsplätzen (mehr…). Beraten wurde der Versandhändler dabei von Arbeitsrechtlern der Kanzlei Luther. Anfang Juli teilte Neckermann.de dann mit, dass in den Einigungsstellen keine Lösung gefunden werden konnte und damit der Stellenumbau auch nicht umgesetzt werde. Das finanzielle Risiko von Kündigungsschutzklagen könne die Existenz des Unternehmens gefährden.
Wenige Tage später kam es doch zur Einigung zwischen Unternehmen, Betriebsräten und Ver.di. Doch das genügte Sun Capital nicht.