Zusammen mit Kosicki kommen die erfahrene Anwältin Dorota Derlicka (39) und zwei Associates zu Greenberg Traurig. Die Kanzlei war im Energiesektor in Polen bislang vor allem mit einem hochkarätigen Transaktionsteam präsent. Mit dem Zugang der Wolf Theiss-Mannschaft holt sich die Kanzlei zusätzlich öffentlich-rechtliches Know-how und branchenspezifische Kenntnisse ins Haus.
Wolf Theiss seinerseits nimmt Igor Muszyński als zehnten Partner an ihrem Warschauer Standort an Bord. Der 54-Jährige ist ein hoch anerkannter Spezialist im Energierecht, der zu Transaktionen und Projekten berät und bereits in den 1990er-Jahren im polnischen Wirtschaftsministerium zu dem Team gehörte, das für die Branche zuständig war. Später arbeitete er in Warschau unter anderem für Weil Gotshal & Manges, White & Case und seit Ende 2020 für SSW.
Kosicki war seit Ende 2019 für Wolf Theiss tätig, zum Partner ernannte ihn die Kanzlei mit Hauptsitz in Wien im Herbst 2022. Zuständig war er im Warschauer Büro für den Bereich ‚Energie & Renewable Resources‘. In diesem Sektor beriet Kosicki zu Transaktionen sowie zur Entwicklung und Finanzierung von Projekten inklusive der regulatorischen Belange.
Ein Beispiel dafür war im Herbst 2022 die Beratung des Energievermarkters Axpo Polska bei einem Stromabnahmevertrag mit dem israelischen Erzeuger Energix Group. Die Vereinbarung erstreckt sich auf zwei Windparks mit 130 Turbinen und einer Kapazität von 300 Megawatt. Auch der Handel mit Energieträgern, Rohstoffen und grünen Zertifikaten sowie die Vertretung in zivil- und verwaltungsrechtlichen Verfahren gehört zu seinem Beratungsportfolio.
Karriere in internationalen Kanzleien
Zuvor sammelte Kosicki Erfahrung bei verschiedenen internationalen Kanzleien, sowohl in Warschau als auch in London und Berlin. Er begann seine Laufbahn im Herbst 2007 bei Squire Patton Boggs und wechselte von dort ein Jahr später zu Norton Rose Fulbright. Im Frühsommer 2015 ging er dann zu der französischen Kanzlei Gide Loyrette Nouel.
Derlicka steigt bei Greenberg Traurig als Counsel ein. Sie arbeitete vor Wolf Theiss ebenfalls bei Gide, bringt jedoch zudem Inhouse-Erfahrung aus ihrer Zeit 2015/16 bei ‚Polskie Elektrownie Jądrowe‘ mit. Heute ist das Staatsunternehmen für den Umbau der polnischen Energiewirtschaft zuständig.
Atomreaktoren geplant
Diese Transformation zählt für Greenberg Traurig derzeit zu den zukunftsträchtigen, strategischen Beratungsfeldern in Polen. Denn das Land entwickelt sich weg von einer seit Jahrzehnten stark auf Kohle ausgerichteten Energieversorgung hin zu Wind- und Photovoltaik. Außerdem steht der Einstieg in die Nuklearenergie an: Anfang November 2022 erhielt der US-Konzern Westinghouse Electric den Zuschlag für ein Atomkraftwerk an der Ostseeküste westlich von Danzig. Kurz zuvor unterzeichneten die beiden polnischen Unternehmen ZE PAK und PGE sowie ‚Korea Hydro & Nuclear Power‘ eine Absichtserklärung für weitere Reaktoren im Süden des Landes westlich von Tschenstochau.
Greenberg Traurig ist in Polen seit gut zehn Jahren präsent und beschäftigt rund 110 Anwältinnen und Anwälte. Die Kanzlei ist immer wieder in wichtigen Transaktionen in Zentral- und Osteuropa zu sehen, unter anderem in der Finanzwirtschaft. Zuletzt setzte der Versicherer Allianz auf die Berater, als er im Sommer 2022 einen 50,1-Prozent-Anteil an seinem Russlandgeschäft verkaufte.
Wolf Theiss kommt derzeit in Warschau auf rund 45 Juristinnen und Juristen, über alle Märkte in Zentral- und Osteuropa hinweg auf gut 360. Anfang Jänner gab die Kanzlei bekannt, dass ihr Umsatz im Geschäftsjahr 2022 erstmals die Marke von 100 Millionen Euro übersprang.