Die Pandemie zwang die 100 umsatzstärksten Wirtschaftskanzleien in Deutschland zwar zu einem kurzen Innehalten. Dennoch erreichten die JUVE 100 im Jahr 2020 erneut Umsatzrekorde. Im Durchschnitt wuchsen die Erlöse um gut 6 Prozent, auch beim Personal und der Produktivität legten die Kanzleien zu. Das zeigen die von JUVE jährlich exklusiv recherchierten Kennziffern.
Zusammen kamen die JUVE 100 auf einen Umsatz von gut 7,8 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung um 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der durchschnittliche Umsatz pro Berufsträger (UBT), ein Indikator für die Produktivität, stieg um 4,3 Prozent auf rund 573.000 Euro.
Rang | Kanzlei | Umsatz 2020/2021 (Mio. Euro) | Veränderung Umsatz 2020/21 zu 2019/20 | UBT 2020/2021 gerundet |
1 | Freshfields Bruckhaus Deringer | 442,5 | -2,4% | 845.000 |
2 | CMS Hasche Sigle | 376,2 | +9,5% | 661.000 |
3 | Hengeler Mueller | 293,4 | +8,0% | 917.000 |
4 | Hogan Lovells | 268,0 | +5,8% | 684.000 |
5 | Noerr | 253,0 | +9,3% | 680.000 |
6 | Gleiss Lutz | 227,5 | +4,6% | 755.000 |
7 | Linklaters | 202,1 | -8,6% | 741.000 |
8 | Flick Gocke Schaumburg | 191,0 | +21,7% | 581.000 |
9 | Taylor Wessing | 190,5 | +0,8% | 471.000 |
10 | Heuking Kühn Lüer Wojtek | 189,9 | -2,5% | 470.000 |
Die fünf umsatzstärksten Kanzleien sind wie im Vorjahr Freshfields Bruckhaus Deringer, CMS Hasche Sigle, Hengeler Mueller, Hogan Lovells und Noerr. Dahinter aber verschiebt sich die Reihenfolge. Hier zählen die deutschen Sozietäten Gleiss Lutz und Flick Gocke Schaumburg sowie Taylor Wessing zu den Aufsteigern in den Top 10. Die Londoner Magic-Circle-Kanzleien Linklaters und Clifford Chance sind dagegen in der Rangliste nicht mehr so hoch platziert wie im Vorjahr. Ebenso erging es Heuking Kühn Lüer Wojtek, deren Arbeit für VW in Diesel-Massenverfahren die Umsätze im Vorjahr noch stark beflügelt hatte.
Bei den Produktivsten machte jeder Anwalt über eine Million Umsatz in einem Jahr
Bei der Produktivität, gemessen am Umsatz pro Berufsträger (UBT), dominieren US-Kanzleien. In den gesamten Top 10 nach UBT findet sich keine Kanzlei, die nicht ihren Hauptsitz in den USA hat. Spitzenreiter ist Kirkland & Ellis, wo 2020 jeder deutsche Anwalt im Durchschnitt 1,25 Millionen Euro Umsatz machte. Auch Kanzleien wie Weil Gotshal & Manges und Sullivan & Cromwell lassen mittlerweile die einst magische Million Euro Umsatz pro Berufsträger wiederholt deutlich hinter sich.
Die produktivste deutsche Kanzlei ist Hengeler Mueller mit einem UBT von 917.000 Euro – sie steht in der Rangliste auf Platz 12. Unter den großen Londoner Kanzleien ist in Deutschland Freshfields auf Rang 15 mit 845.000 Euro die produktivste. Damit musste Freshfields, wie auch ihre Magic-Circle-Konkurrentin Clifford Chance, einen leichten Rückgang verbuchen. Insgesamt konnten mehr als 70 der JUVE-100-Kanzleien ihren UBT steigern.
Im zurückliegenden Geschäftsjahr haben immerhin vier der zehn Umsatzstärksten ihren Personalstand reduziert. In der Summe der hundert Umsatzstärksten wuchsen die Teams um zwei Prozent. Angesichts der unsicheren Wirtschaftslage im Frühling 2020 hielten sich viele Sozietäten eine Zeit lang bei Neueinstellungen zurück. Zudem musste das Recruiting sich auf die Corona-Auflagen einstellen. So blieb diese Wachstumsrate im Schnitt hinter der von Umsatz und UBT zurück.
Mehr über die Umsätze der 100 größten Wirtschaftskanzleien finden Sie in der aktuellen Ausgabe des JUVE Rechtsmarkt (10/21) und online unter juve-plus.de.