Insgesamt sind nach JUVE-Informationen rund 54 Gesellschaften innerhalb der Gruppe betroffen, die der Krankenpfleger Torsten Gehle 1993 gegründet und als geschäftsführender Gesellschafter bis zuletzt geführt hat.
Der Gruppe habe vor allem der Fachkräftemangel und die steigenden Kosten bei Zeitarbeitskräften zu schaffen gemacht, hieß es aus Unternehmenskreisen. Hinzu kamen steigende Energiekosten sowie negative Auswirkungen der Pflegereform vom vergangenen September sowie eine sinkende Auslastung insbesondere des stationären Dienstes.
Mit Standorten im Norden, aber vor allem auch in Nordrhein-Westfalen gehört Convivo zu den größten Pflegeheimbetreibern Deutschlands. Die Versorgung der Patienten sowie die Bezahlung der rund 5.000 Mitarbeitenden sei über das Insolvenzgeld bis März gesichert, heißt es. Nach Angaben des Unternehmens werden aktuell rund 18.000 Menschen in den Einrichtungen betreut.
Riskantes Wachstum
Convivo ist nicht die erste Pflegdienstinsolvenz in diesem noch jungen Jahr. Vor wenigen Wochen traf es die bundesweit tätige Pflegegruppe Curata mit ihren 3.000 Beschäftigten.
Anders als Curata war Convivo in den vergangenen drei Jahren allerdings stark gewachsen. Mehrere stationäre Einrichtungen wurden seit 2020 übernommen und mit Convivo Parks ein neues Wohnkonzept eingeführt. Nicht zuletzt in diesem Geschäftsfeld war nach Medienberichten der Bau von Pflegeheimen und Servicewohnungen mit einem Volumen von 576 Millionen Euro geplant.
Private Mittel und Notverkäufe
Im Vorfeld der Insolvenzanmeldung hatte Alleingesellschafter Gehle dem Vernehmen nach private Mittel im Millionenbereich in sein Unternehmen eingebracht. Darüber hinaus wurden im November unter anderem Convivo-Standorte in Hamburg an Newcare verkauft. Insgesamt konnten die Finanzlage der Gruppe nicht wesentlich verbessert werden.
Insolvenzverwaltung Convivo Holding, Convivo Life, Convivo 40, Pflegezentrum Rotenburg-Scheeßel
Willmer Köster (Bremen): Dr. Malte Köster (vorläufiger Insolvenzverwalter), Marc Kampfenkel, Dr. Hans-Joachim Berner, Stephan Lewerenz (alle Insolvenzrecht)
Insolvenzverwaltung Convivo Parks
Brinkmann & Partner (Hamburg): Dr. Christoph Morgen (vorläufiger Insolvenzverwalter), André Erckens; Associates: Daniel Harbrecht, Maria Richter, Dr. Annika Schinkel (alle Insolvenzrecht)
Berater Convivo-Gruppe
Lambrecht (Düsseldorf): Martin Lambrecht (Federführung); Associate: Katharina Jarick (Berlin; beide Insolvenzrecht)
Berater Torsten Gehle
Runkel (Wuppertal): Dr. Jens Schmidt (Federführung), Dennis Fehst (beide Insolvenzrecht)
Hintergrund: Lambrecht beriet die Gruppe bereits vor der Insolvenz und reichte auch die ersten Insolvenzanträge ein. Er schlug zudem Morgen und Köster als Insolvenzverwalter vor. Beide Verwalter verfügen über Erfahrung im Bereich Healthcare-Sanierung.
Köster etwa sanierte zuletzt die Caritas Bremen Pflegeheime sowie die Tagesklinik am Meer und das Klinikum Peine. Bei der Sanierung der Futura Med, einem Medizincontrolling-Unternehmen, sowie bei der CTC North, einer stationären Einrichtung für klinische Untersuchungen, war Morgen als Sachwalter mandatiert.
Köster wird mit seinem Team versuchen, die Holding und ihr operatives Geschäft zu sanieren. Dieser Bereich macht nach Marktinformationen rund 70 Prozent des Gesamtumsatzes der insolventen Gruppenunternehmen aus. Morgen hingegen wird versuchen, die Gläubiger der Convivo Parks aus der Insolvenzmasse zu bedienen.
(Anm. der Redaktion: Der Artikel wurde am 02.02. an einigen Stellen korrigiert)