Ukraine-Krieg

Auch Rödl zieht sich aus Russland zurück

Die multidisziplinäre Gesellschaft Rödl & Partner verlässt Moskau und Sankt Petersburg und überführt die Aktivitäten auf ihren langjährigen Generalbevollmächtigten Alexey Sapozhnikov. Er ist aktuell auch Leiter der beiden Niederlassungen.

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Den Entschluss, ihre russischen Praxen zu schließen, hatte das Next-Seven-Haus Ende 2022 in einer kurzen Mitteilung intern bekannt gemacht, allerdings ohne weitere Begründung. Mittlerweile sind die Büros von der Webseite verschwunden.

José Campos Nave

Auch gegenüber JUVE wollte José Campos Nave, der zuständige Geschäftsführende Partner und Leiter der Rödl-Rechtsberatungssparte, keine näheren Ausführungen zu den Gründen für die Büroschließungen machen. Angesichts der sich stetig verschärfenden Angriffe Russlands auf die Ukraine dürfte der interne und externe Druck auf die Gesellschaft stark gestiegen sein. Viele andere internationale Anwaltskanzleien und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften hatten sich bereits kurz nach Beginn des Krieges aus Russland verabschiedet.

Campos Nave wies gegenüber JUVE darauf hin, dass eine Büroschließung nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen sei: „Ein Rückzug ausländischer Unternehmen muss von einer Regierungskommission genehmigt werden. Und die Auflagen hierfür sind in den vergangenen Wochen sogar nochmals strenger geworden.“ Seinen Informationen zufolge lägen bei der Regierungskommission derzeit 2.500 Anträge, abgearbeitet würden 15 pro Woche.

Lange gezögert

Die MDP-Gesellschaft, die ihr Moskauer Büro 1992 eröffnet hatte, hat nach Kriegsausbruch vergleichsweise lange mit sich gerungen, ihre Pforten in Russland zu schließen. Noch im vergangenen Frühjahr hatte der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Prof. Dr. Christian Rödl, im JUVE-Interview gesagt, dass er es als „unsere Aufgabe“ betrachte, „in dieser schwierigen Situation unseren Mandanten beizustehen. Wenn wir jetzt sagen würden: Wir sind raus, würden die Mandanten zu Recht sagen: […] Wenn wir euch so richtig brauchen, dann seid ihr weg.“ Gleichzeitig aber bewerte die Gesellschaft täglich ihre Rolle in Russland neu. Diese Bewertung hat sich jetzt offenbar verändert.

Alexey Sapozhnikov

Die beiden russischen Rödl-Büros mit insgesamt über 180 Mitarbeitenden sollen nun in einer Übergangsphase nach und nach auf die neue Einheit Sapozhnikov & Partner überführt werden. Darauf weise man in den E-Mails der russischen Niederlassungen jeweils deutlich hin, so Campos Nave. Alexey Sapozhnikov war als Generaldirektor für Recht und Steuern rund zehn Jahre lang für Rödl tätig und wurde erst im vergangenen Sommer zusätzlich Leiter der beiden russischen Niederlassungen. 

Als letzte große Anwaltskanzlei aus Deutschland hat nun nur noch Advant Beiten ein Büro in Moskau. Noerr hatte sich bereits Anfang 2022 – und damit kurz vor Ausbruch des Krieges – aus Russland verabschiedet.

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