Konkurrenz für BWD

DAV kann Großkanzleien von Verbandsforum überzeugen

Der Deutsche Anwaltverein (DAV) kämpft um die Gunst der Wirtschaftsanwälte, die rund 10 Prozent seiner Mitglieder ausmachen. Ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung des Konzepts hat sich nun das ‚Forum für Wirtschaftskanzleien‘ im Deutschen Anwaltverein offiziell konstituiert. Ein illustrer Kreis großer, international tätiger Sozietäten beteiligt sich.

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Das Forum, das nun seine inhaltliche Arbeit aufnimmt, versteht sich als „eine Plattform für Austausch, Meinungsbildung, rechtspolitische Teilhabe und Öffentlichkeitsarbeit“, wie der DAV in einer Pressemitteilung bekanntgibt. 

Alexander Ritvay

Jede Kanzlei, die in Deutschland tätig ist, mehr als 25 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte mit deutscher Zulassung beschäftigt, mehr als 10 Millionen Euro Umsatz im Jahr erwirtschaftet und im Wirtschaftsrecht berät, kann Mitglied werden.

Ihre Mitwirkung zugesagt haben die Kanzleien Baker McKenzie, Clifford Chance, Dentons, Freshfields Bruckhaus Deringer, Gleiss Lutz, Görg, Hausfeld, Hengeler Mueller, Linklaters, Noerr, Raue, Redeker Sellner Dahs sowie White & Case. 

DAV will Kanzleimitgliedschaften möglich machen

Ein Hemmschuh ist allerdings, dass die Mitwirkung von Kanzleien im Gegensatz zu Anwältinnen und Anwälten im DAV noch nicht institutionell verankert ist. Insbesondere deswegen geben sich einige Mitglieder des Forums noch zurückhaltend und betonen, dass es noch nicht mit dem im Frühjahr gegründeten Bundesverband der Wirtschaftskanzleien (BWD) konkurrieren kann.

Dirk Uwer

In seiner Pressemitteilung gibt der DAV allerdings bekannt, auch die Mitgliedschaft von Kanzleien zukünftig institutionell verankern zu wollen. Damit bewegt sich der Verband weiter auf die Wirtschaftskanzleien zu, was diese vor allem dem Engagement von Dr. Alexander Ritvay, Managing-Partner von Noerr, und Prof. Dr. Dirk Uwer, Partner bei Hengeler Mueller, zu verdanken haben.

DAV macht weitere Zugeständnisse

Doch der Weg hin zur Kanzleimitgliedschaft in DAV-Gremien ist noch weit – und noch nicht gesichert. Für die dafür notwendige Satzungsänderung braucht es schlussendlich die Zustimmung der Landesverbände. Nach JUVE-Informationen wird die Zustimmung des DAV und die seiner Präsidentin Edith Kindermann jedoch als Erfolg gewertet.

Edith Kindermann

Ein weiterer Knackpunkt in den Gesprächen ist das Thema Sondervoten. Wie zu hören ist, scheinen sich die beiden Seiten auch in dieser Frage anzunähern. In seinen Ausschüssen versucht der DAV mit einer Stimme zu sprechen. Abweichende Meinungen bleiben unveröffentlicht. Die Kanzleien sahen darin ein Problem für die Funktionsfähigkeit des Forums, aus dem nach JUVE-Informationen jeweils ein Mitglied in die bestehenden Ausschüsse gesandt wird. Dort ohne Chance auf die Veröffentlichung der eigenen Position teilzunehmen, war für die Wirtschaftskanzleien ein Ausschlusskriterium. Ein mit der Materie vertrauter Anwalt sieht hier „ein Ventil geöffnet“.

Druck der Wirtschaftskanzleien verändert DAV

Der DAV geht damit in zentralen Fragen der DAV-Renovierung auf die Großkanzleien zu. Es sind Forderungen, wie sie von Hengeler-Partner Uwer in einem JUVE-Interview geäußert wurden. Für den DAV sind das sehr maßgebliche Veränderungen, so die Einschätzung von Beobachtern.

Auslöser, Veränderungen beim DAV aktiv einzufordern, waren die Pläne zur Gründung des Bundesverbands der Wirtschaftskanzleien. Die beim DAV nun versammelten Wirtschaftskanzleien sahen im Frühjahr von einer Mitgliedschaft beim BWD ab, mit dem sie aber die generelle Unzufriedenheit mit dem DAV teilen. Im BWD sehen sie den Versuch bestehende Strukturen zu doppeln. So sehen etwa Noerr, Clifford Chance, Redeker und Hengeler Mueller die Aufgaben, die der BWD mittlerweile ausübt, zudem eher beim DAV. 

Dem DAV signalisierten diese und weitere Kanzleien nach der Gründung des BWD wiederholt ihre Unzufriedenheit und die Gefahr, dass auch sie sich von der klassischen Vertretung der Anwälte abwenden würden, sollte sich nichts ändern. Nach JUVE-Informationen ist der DAV daraufhin auf die Wirtschaftskanzleien zugegangen. Zum einen, weil ein großer Teil der in seinen Gremien und Ausschüssen tätigen Anwälte dort beschäftigt ist. Und zum anderen auch, weil sie die Zustimmung der Wirtschaftskanzleien auch brauchen, um ihren Nachwuchs zu sichern.

„Viele Themen, die für die Wirtschaftskanzleien wichtig sind, betreffen die gesamte Anwaltschaft“, betont DAV-Präsidentin Kindermann. „Wir sind froh, dass wir nun eine gemeinsame Marschroute entwickelt haben, von der alle Beteiligten profitieren können.“

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