Die Kanzlei steigerte ihren Umsatz in Deutschland im zweiten Jahr in Folge. Dazu trugen in den zwölf Monaten bis April 2023 unter anderem das Transaktionsgeschäft bei, das bis zu den Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank gut lief. Denn die Kanzlei war an etlichen großen Transaktionen für Unternehmen als Beraterin beteiligt, darunter für Grünenthal und Siemens Energy. Auch Massenverfahren sind für die Kanzlei in verschiedenen Bereichen ein einträgliches Geschäft. Die dafür ins Leben gerufene ‚Mass Claims Unit‘ (MCU) zählt inzwischen knapp 30 Juristinnen und Juristen. Allerdings ist der angekündigte Standort in Mannheim noch nicht umgesetzt.
Die Zahl der Anwältinnen und Anwälte im deutschen Team von Dr. Markus Paul, dem Managing-Partner für Kontinentaleuropa, erhöhte sich auf 546,5 Stellen in Vollzeit. Das sind rund 3,8 Prozent mehr als 2021/22 und schließt die MCU-Einheit mit ein. In der Folge ging der Umsatz pro Berufsträger leicht zurück auf knapp 877.000 Euro. Einige US-Kanzleien lagen 2022 beim UBT erheblich vor Freshfields, Latham & Watkins erreichte etwa 1,3 Millionen Euro.
Mit einem Plus von 2,5 Prozent blieb das Wachstum von Freshfields vor allem hinter der Wettbewerberin Linklaters zurück, die im Geschäftsjahr 2022/23 um rund 14 Prozent zulegte. Auch Latham lag 2022 mit 6,8 Prozent darüber, während Clifford Chance und Allen & Overy auf niedrigere Wachstumsraten kamen. Allerdings ist Freshfields in Deutschland am Umsatz gemessen weit größer als diese vier.
Wien leicht im Minus
In Österreich kam die Kanzlei auf einen Umsatz von 58,6 Millionen Euro. Das sind 4,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Für das Management steht der Rückgang unter anderem mit dem Generationswechsel der vergangenen Jahre in Zusammenhang; zuletzt schieden der Bank- und Finanzrechtler Dr. Friedrich Jergitsch und der Transaktionsspezialist Dr. Thomas Zottl aus der Partnerschaft aus. An der Mandatsstruktur änderte sich dagegen nichts. Sie besteht weiter aus einem Mix aus ausländischen und österreichischen Großkonzernen sowie Unternehmerfamilien.
Der Umsatz pro Jurist fiel am Standort Wien, für den Dr. Konrad Gröller zuständig ist, noch etwas stärker als der Umsatz und blieb mit 753.000 Euro um rund 10 Prozent hinter dem Vorjahr zurück. Denn die Zahl der Juristinnen und Juristen legte im Geschäftsjahr 2022/23 um 6 Prozent zu auf knapp 78 Vollzeitstellen. Am neuen Service Hub in Bratislava beschäftigt die Kanzlei inzwischen 50 Mitarbeitende, unter anderem sind sie in der Abrechnung im Einsatz.
US-Geschäft im Ausbau
Ihre weltweiten Finanzkennzahlen hatte Freshfields bereits Ende Juli bekannt gegeben. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte sie insgesamt einen Umsatz von 1,84 Milliarden britischen Pfund, umgerechnet 2,14 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das ein Plus von 8 Prozent, zu dem der Ausbau des US-Geschäfts durch Zugänge von Partnerinnen und Partnern erheblich beitrug.
Damit wuchs Freshfields minimal stärker als ihre Wettbewerberinnen Clifford Chance, Allen & Overy und Linklaters, die ebenfalls alle ein globales Wachstum von 5 Prozent oder mehr meldeten. Latham & Watkins hatte 2022 zwar einen deutlich höheren Umsatz von rund 5,3 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 4,9 Milliarden Euro), schrumpfte jedoch im Vergleich zum Vorjahr um rund 3 Prozent.