München

Hogan Lovells-Fusion geplatzt: Deutsches Shearman-Team wechselt zu Morgan Lewis

Bis zuletzt schien es so, als würden Shearman & Sterling und Hogan Lovells tatsächlich fusionieren. Nun überschlagen sich die Ereignisse: Die Fusion ist offiziell abgeblasen. In Deutschland ändert sich für Shearman trotzdem alles: Das komplette Münchner Büro wechselt zu Morgan Lewis & Bockius. Damit verschwindet Shearman nahezu vom deutschen Markt.

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Florian Harder

Der Schritt des Münchner Teams kommt nur zwei Jahre, nachdem Shearman mit Frontmann Dr. Florian Harder und Dr. Jann Jetter (beide 48) ihr Münchner Büro eröffnet hat. Beide hatten vor zwei Jahren Linklaters den Rücken gekehrt, um für Shearman den Münchner Standort wieder zum Leben zu erwecken. Dieser war 2013 nach einer drastischen Schrumpfkur geschlossen worden.

Das Team besteht aus 3 Partnern, 20 Berufsträgern und 13 Business-Services-Kräften. Es wechselt zum April komplett zu Morgan Lewis. Der einzig verbleibende Partner der deutschen Shearman-Praxis wäre damit Dr. Thomas König in Frankfurt. In München verlor Shearman voriges Jahr bereits den renommierten Finanzierungspartner Winfried Carli, kurz darauf kam Finanzrechtler Florian Ziegler (41) von White & Case hinzu.

„Fusion nicht im besten Interesse der Kanzleien“

Die Fusionsgespräche mit Hogan Lovells, über die JUVE exklusiv berichtet hatte, schienen dem Vernehmen nach kurz vor dem Abschluss zu stehen, sodass auch in den beteiligten Kanzleien viele überrascht gewesen sein dürften, als Shearman und Hogan Lovells nun in einem gemeinsamen Statement das Aus für das Projekt verkündeten.

Florian Ziegler

Laut der Nachrichtenseite law.com, die dies zuerst berichtete, heißt es in dem Statement: „Nach sorgfältiger Abwägung sind wir übereingekommen, dass ein Zusammenschluss zum jetzigen Zeitpunkt nicht im besten Interesse der beiden Unternehmen liegt. Wir sind von den Geschäften, Praktiken und Mitarbeitern der jeweils anderen Firma tief beeindruckt und wünschen uns gegenseitig weiterhin viel Erfolg.“

Im Kern von Morgan Lewis in Deutschland steckt Cleary

Morgan Lewis ist bisher nur in Frankfurt vertreten, nachdem die Kanzlei dort Mitte der 1990er Jahre mit Anwälten von Cleary Gottlieb Steen & Hamilton eröffnete, darunter Kartellrechtler und Senior-Partner Dr. Christian Zschocke. Das Wachstum blieb aber überschaubar, da der strategische Schwerpunkt auf der Beratung insbesondere von US-Mandanten lag. Zudem standen wichtige deutsche Mandanten der globalen Praxis im Fokus, etwa BASF.

Im Laufe der Jahre sind weitere Anwältinnen und Anwälte hinzugekommen, sodass das Büro über Partner in Gesellschaftsrecht, Prozessführung, Steuern, Kartellrecht und Arbeitsrecht verfügt. 2019 kam etwa die Schiedsrechtlerin Dr. Sabine Konrad von McDermott hinzu. Kurz darauf folgte 2020 der M&A-Partner Joachim Heine von Squire Patton Boggs, der momentan Managing-Partner des Standorts ist.

Gewaltiger Schritt für die deutsche Praxis

Jann Jetter

Insgesamt verfügt Morgan Lewis in seinem deutschen Büro in Frankfurt über ein Team von rund 20 Anwälten. Die Übernahme des Harder-Teams bedeutet damit personell einen gewaltigen Schritt für die Einheit. Weltweit verfügt die Kanzlei über mehr als 2.000 Anwältinnen und Anwälte. Sie ist stark in Asien vertreten, unter anderem in Kasachstan, China, Singapur und Japan. Die europäischen Büros waren bisher auf Paris, London, Brüssel und Frankfurt beschränkt.

Die Kanzlei wird somit von ihrer US-Praxis mit fast 20 Büros und dem Hauptsitz in Philadelphia dominiert. Sie verfügt über eine breite Full-Service-Praxis mit marktführenden Teams in den Bereichen Litigation, Arbeitsrecht und Kartellrecht. Im Laufe ihrer Geschichte ist die Kanzlei organisch gewachsen, bis sie 2014 mit der New Yorker Kanzlei Bingham McCutchen fusionierte. 

Das Ende von Shearman in Deutschland

Der Verlust des Münchner Büros von Shearman & Sterling bedeutet faktisch das Ende der Kanzlei in Deutschland. Die Kanzlei gehörte dank ihres Senior-Partners Georg Thoma lange zu den führenden Kanzleien im Bereich M&A und Gesellschaftsrecht in Deutschland. Unter Thoma war Shearman an den meisten großen Transaktionen der mittleren bis späten 1990er Jahre beteiligt, unter anderem an der Fusion von Daimler und Chrysler. Der Zusammenschluss mit Schilling Zutt & Anschütz verfestigte seinerzeit diese Position. Im Mai 2008 hat sich SZA wieder als eigenständige Kanzlei etabliert.

2013 wechselte ein wesentlicher Teil der Düsseldorfer Corporate-Praxis zu Latham & Watkins, was eine radikale Verkleinerung der Praxis in Deutschland bedeutete. Übrig blieb ein kleines Büro um M&A-Partner Thomas König in Frankfurt, bis die US-Kanzlei 2021 einen Neustart der Praxis mit dem Linklaters-Team um Harder und Jetter versprach.

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