Die Legal Operations Konferenz fand in ihrer zweiten Auflage online statt. Vor rund 120 Teilnehmern sprachen unter anderem die Chefjuristen von Grünenthal Pharma, Telefónica Deutschland und Wüstenrot & Württembergische sowie Legal Operations-Verantwortliche von BASF, British Telecommunications und Merck KGaA, außerdem der Berater und ehemalige General Counsel der Siemens-Energiesparte, Peter Nägele.
Wer schon die erste Legal Operations Konferenz im Sommer 2019 verfolgt hatte, konnte sich angesichts der bisherigen Fortschritte nur verwundert die Augen reiben. Stand die Tagung 2019 noch im Zeichen der Begriffsklärung und Präsentation erster Best-Practice-Beispiele, ging es 2020 bereits um den Austausch unter routinierten Anwendern. Der Abstand zwischen den Vorreitern etwa aus Großbritannien, auf der Tagung vertreten von Dave Hart aus der British Telecommunications-Rechtsabteilung, und vielen deutschen Inhouse-Abteilungen hat sich im Lauf der vergangenen 15 Monate offenbar massiv verringert.
Als Katalysator, aber auch als entscheidende Hürde wirkte dabei die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020: Viele Inhouse-Verantwortliche berichteten von massiv beschleunigten Veränderungen im Prozessmanagement und besonders bei der Digitalisierung – allerdings nur, wenn die entsprechenden Schritte bereits vorher auf den Weg gebracht worden waren.
Ökosystem Rechtsabteilung
Einblicke gab es auf der Konferenz unter anderem in Führungsstrategien für eine digital vernetzte, per Remote-Zugang arbeitende Rechtsabteilung und in die Umsetzung IT-gestützter Abläufe für Vertrags- und Legal Spend Management. In weiteren Vorträgen ging es um die veränderte Rolle des General Counsel, um Outsourcing-Optionen und die immer engere Zusammenarbeit von Rechtsabteilungen und Panel-Kanzleien, etwa per Echtzeit-Datenaustausch im Mandat.
Am Ende des längerfristigen Wandels im Rechtsmarkt, so David Saunders von Konexo, der britischen Legal Services-Tochter von Eversheds Sutherland, dürfte ein neues und wesentlich vielfältigeres „Ökosystem“ stehen, in dem große Teile der einfacheren Aufgaben automatisiert erledigt werden und klassische Anwaltskanzleien neben anderen Rechtsdienstleistern eine deutlich kleinere Rolle spielen – während Rechtsabteilungen stärker denn je die Richtung bestimmen.
Fehlende Standards bei Techniktools
Aktuell, das zeigte die Resonanz vieler Besucher auf die Vorträge, beschäftigen sich viele Inhouse-Juristen vor allem damit, welche Legal Tech-Tools Sinn ergeben und welche Investitionen sich dafür rechtfertigen lassen. Am Rande der Tagung beklagten einige Teilnehmer allerdings auch, dass weiterhin gebräuchliche Standards für den Technikeinsatz fehlten. So verwendeten Unternehmen und Kanzleien vielfach unterschiedliche Co-Working-Tools, was nicht nur den Datenaustausch komplizierter mache, sondern auch Bearbeitungszeiten und Kosten in die Höhe treibe. Für einige Rechtsabteilungen entwickelt sich dieser Punkt bereits zum Ausschlusskriterium bei der Mandatierung. Weitere Baustellen sind nach wie vor die Integration von Legal-Tech-Werkzeugen in die IT-Umgebung der Inhouse-Abteilungen und der Fokus vieler Anbieter auf die Kanzleiseite.