Weil die Zahl der Anwältinnen und Anwälte nahezu unverändert blieb, stieg auch der Umsatz pro Berufsträger. Das Umsatzplus geht vor allem auf ein starkes Transaktionsgeschäft zurück, das von politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen teilweise forciert wurde. Beispielhaft dafür ist die Arbeit der Kanzlei bei den milliardenschweren Rettungsfinanzierungen in der Energiebranche, etwa für Leag oder für die KfW bei der Finanzierung von Uniper. Tief involviert war die Kanzlei auch in den Start des Reisesicherungsfonds. Hinzu kam laut Dr. Markus Paul, Managing-Partner für Kontinentaleuropa, ein starkes Geschäft mit internationalen M&A-Deals. Hier sind die Beratung von Hella beim Zusammenschluss mit Faurecia oder von Goldman Sachs beim Kauf von NN Investment Partners zwei Beispiele. Das Geschäft in der Konfliktlösung lief überdies äußert erfolgreich weiter – weitgehend unbeeinflusst von volkswirtschaftlichen Krisen.
Mit ihrem Umsatzplus wetzte die Kanzlei auch die Scharte der leicht rückläufigen Einnahmen des Geschäftsjahrs 2020/21 aus. Diese gingen auf den coronabedingten Stopp von M&A-Transaktionen im Frühjahr 2020 zurück.
Hinter den Wettbewerbern aus den Reihen der Magic-Circle-Kanzleien, Allen & Overy und Clifford Chance, blieb die Kanzlei beim Wachstum aber zurück: Diese hatten ein Umsatzplus von 12 beziehungsweise 7,6 Prozent gemeldet. In absoluten Zahlen liegt Freshfields in Deutschland jedoch weit vor den Konkurrentinnen. Das gilt auch für den Umsatz pro Berufsträger (UBT) von 887.900 Euro, der immer noch um rund 62.000 Euro höher ist als bei Clifford Chance.
Kleines Plus in Wien
In Österreich erwirtschaftete Freshfields in den zwölf Monaten bis April 2022 einen Umsatz von 61,1 Millionen Euro, also ein Plus von 3,4 Prozent. Der Wiener Standort war an so vielen großen Transaktionen beteiligt wie kaum eine andere Kanzlei vor Ort. Darunter fällt etwa der Verkauf des Stickstoffgeschäfts durch die Mandantin Borealis. Zudem war das öffentlich-rechtliche Team infolge der verschärften EU-Sanktionen gegen Russland nach dem Einmarsch in der Ukraine höchst gefragt.
In Wien baute die Kanzlei auch ihre Partnerriege erheblich um. In den beiden vergangenen Jahren ernannte sie dort zwei Partnerinnen und zwei Partner, sodass dort nun auch das Schieds- und das Kartellrecht wieder auf Partnerebene besetzt sind. Insgesamt entfiel ein Viertel der Ernennungen bei Freshfields auf Deutschland und Österreich, die Hälfte auf Kontinentaleuropa.
Den weltweiten Umsatz hatte Freshfields bereits im Juni mit 1,7 Milliarden britische Pfund beziffert (umgerechnet rund 2,02 Milliarden Euro). Das ist ein Zuwachs von zehn Prozent – allerdings währungsbereinigt und auf der Grundlage von Umsätzen in britischen Pfund.