Lücke ermittelt

Wirtschaftsstrafrechtler suchen Austausch über Fachgrenzen hinaus

Autor/en
  • Raphael Arnold

Gemeinsam mit drei Mitstreiterinnen und Mitstreitern gründeten Dr. Pilar Mayer-Koukol und Oliver Loksa im Mai die Austrian White Collar Crime Association (AWCCA). JUVE sprach mit den beiden Wirtschaftsstrafrechtlern über die Ziele und Anliegen des Vereins, an dessen Spitze sie stehen.

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Netzwerken außerhalb des ‚Grauen Hauses‘: Die AWCCA setzt sich das Ziel, den Austausch unter Wirtschaftsstrafrechtlern voranzubringen.

JUVE: Sie haben mit drei Mitstreiterinnen und Mitstreitern die AWCCA aus der Taufe gehoben. Was waren Ihre Gründe dafür?

Oliver Loksa: Wir haben eine Marktlücke geortet, damit sich insbesondere junge Juristinnen und Juristen, die am Wirtschaftsstrafrecht interessiert sind, austauschen und vernetzen können. Die AWCCA sieht allerdings weder nach oben noch nach unten eine Altersgrenze vor und auch keine Beschränkung auf Anwältinnen und Anwälte. Jede Person, die will, kann mitmachen.

Dr. Pilar Mayer-Koukol: Gerade im Bereich des Wirtschaftsstrafrechts sind viele Anwältinnen und Anwälte, Konzipientinnen und Konzipienten vermehrt in jahrelangen Ermittlungsverfahren tätig – die wenigsten sind tagtäglich im ‚Grauen Haus‘ verhandeln. Wir wollen Juristen aus Kanzleien jeder Größe, Universitätsprofessoren und -assistenten, Inhouse-Counsel und sonstige im Bereich des Wirtschaftsstrafrechts tätige Personen zusammenbringen und einen regelmäßigen Austausch ermöglichen.

Die Zielgruppe der AWCCA ist also weit gefasst?

Pilar Mayer-Koukol

Mayer-Koukol: Neben spezialisierten Juristen würden wir gerne Big-Four-Experten mit an Bord holen, die in der Forensik tätig sind. Da käme ganz unterschiedliches Know-how zusammen.

Loksa: Auch Litigation-PR wäre eine sinnvolle Ergänzung. Wir wollen keine Juristen-Blase …

Mayer-Koukol: … und den Austausch über die Grenzen Österreichs hinaus.

Was sind für Sie inhaltlich die wichtigen Anliegen des neuen Vereins?

Mayer-Koukol: Aus der Korruptionsbekämpfung heraus haben sich große Strafverfahren ergeben, die es zu bewältigen gilt. Diese ziehen eine ganze Reihe bedeutender Fragen nach sich – beispielsweise zum Umgang mit Daten im elektronischen Akt und zum Informationsaustausch zwischen den Verfahrensbeteiligten. Es ist oftmals eine riesige Herausforderung, einen guten Austausch zu gewährleisten.

Loksa: Die schiere Dauer von Ermittlungsverfahren und die Frage, ob und wie sich Verfahren trennen lassen, ist ebenfalls wichtig. Bei über 100 Beteiligten in einem Akt ist ein Überblick nur mehr schwer möglich. Effektiver Datenschutz wird dann schwierig, und es kommt immer wieder dazu, dass sensible Informationen in den Medien landen.

Mayer-Koukol: Aus dem Hinweisgeberschutzgesetz und den Vorgaben zu Sorgfaltspflichten in den Lieferketten entstehen gerade neue offene Fragen. Etwa: Worauf hat die Staatsanwaltschaft Zugriff und worauf nicht. Auch die wollen wir diskutieren.

Was sind die nächsten Pläne?

Oliver Loksa

Loksa: Insbesondere die regelmäßig veranstalteten Stammtische sollen ein Fixpunkt werden, um aktuelle Entwicklungen im Wirtschaftsstrafrecht zu diskutieren. Erfreulicherweise gab es schon zahlreiche Anfragen für Vorträge im Rahmen unserer Stammtische und für gemeinsame Events. Der erste Stammtisch hat am 22. Juni stattgefunden und war ein voller Erfolg, der nächste ist für den 28. September geplant.

Koukol: Darüber hinaus sind wir über unser LinkedIn-Konto sehr aktiv. Das erlaubt es uns, aktuell zu berichten. Kürzlich ist auch unsere Webseite online gegangen. Die weitere Entwicklung wird davon abhängen, wie viele Mitglieder wir für die AWCCA gewinnen können. Die ersten Schritte waren jedenfalls sehr vielversprechend.

Das Gespräch führte Raphael Arnold.

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