Boss hatte 2003 das Kanzlei-Franchisesystem Juraxx gegründet, um unter dieser Marke anwaltliche Dienstleistungen zu besonders günstigen Preisen anzubieten. Vier Jahre später musste die Kette mit über 30 Niederlassungen allerdings Insolvenz anmelden. Die Anklage hatte den ehemaligen Managern von JuraXX vorgeworfen, auch dann noch neue Partner angeworben zu haben, als die finanzielle Schieflage längst klar war. Neue Partner mussten Einlagen von 50.000 Euro leisten.
Dieser Betrugsabsicht widersprach nun die Hilfsstrafkammer am LG Dortmund in ihrer Urteilsbegründung: Alle Neupartner hätten inhaltlich korrekte Informationen erhalten, das Verschweigen von Liquiditätsproblemen könne nicht als Betrug gewertet werden. Tatsächlich hätten sich die Neu-Partner selbst um weitere Auskünfte bemühen müssen.
Die Staatsanwaltschaft hatte für beide Angeklagte eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten gefordert, ob sie in Revision geht, ist noch unklar.
Vertreter Eugen Boss
Pauka von Dreden & Link (Köln): Julia von Dreden
Vertreter Finanzvorstand
Pauka von Dreden & Link (Köln): Bendedikt Pauka
Staatsanwaltschaft Dortmund
Günter Klink
Landgericht Dortmund, 33 a. Hilfsstrafkammer
Tim Schlözer (Vorsitzender Richter)
Hintergrund: Bereits in den Ermittlungsverfahren mandatierte der frühere JuraXX-Finanzvorstand den Kölner Strafverteidiger Benedikt Pauka. Boss soll sich dem Vernehmen nach zunächst mit einem anderen Wirtschaftsstrafrechtler gewappnet haben, erst im Laufe der Hauptverhandlung entschied er sich für von Dreden.