In Deutschland verringert Allen & Overy nun den Abstand zu den Top-Kanzleien. Auf Rang zehn des Umsatzrankings lag im vergangenen Jahr White & Case, die aktuell einen Umsatz von 118 Millionen Euro ausweist.
Die deutsche Praxis von Allen & Overy profitierte vor allem von ihrem massiven personellen Ausbau. Mit zahlreichen Zugängen renommierter Partner, darunter die Top-Arbeitsrechtler Thomas Ubber (mehr…) und Dr. Hans-Peter Löw (mehr…) und der Bankaufsichtsrechtler Frank Herring (mehr…), gehörte sie zuletzt zu den expansivsten am hiesigen Markt. Dr. Neil Weiand, Senior Partner von Allen & Overy in Deutschland, sagte: „Im vergangenen Geschäftsjahr haben wir auch in Deutschland ungeachtet eines schwierigen Umfelds wiederum ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis erzielt und zugleich unsere deutschen Praxen und Sektorgruppen mit sechs hochkarätigen Partner-Quereinsteigern in strategisch wichtigen Bereichen verstärkt.“
Zu den maßgeblichen Treibern des deutlichen Umsatzsprungs gehörten entsprechend die verstärkten Praxisgruppen, wie die zuvor nur schwach ausgeprägte Arbeitsrechtspraxis. Ebenfalls gut zulegen konnte die Prozesspraxis, zu der bereits 2010 Dr. Daniel Busse gestoßen war (mehr…). Ebenfalls 2010 kam Dr. Christian Eichner, der nun einen guten Anteil daran hatte, dass die Corporate-Arbeit dynamisch voran kam. Daneben trug aber auch die Bank- und Finanzrechtspraxis, ebenfalls ein Kernbereich der Sozietät, einen überdurchschnittlichen Anteil zu der positiven Entwicklung bei. Dabei hat sich der Zugang des Linklaters-Kapitalmarktexperten Dr. Berthold Kusserow, der gegen Ende des Geschäftsjahres wechselte (mehr…), in den jetzigen Zahlen noch gar nicht ausgewirkt.
Neben dem Gesamtumsatz konnte Allen & Overy nun auch wieder ihren Umsatz pro Berufsträger steigern, wenn auch nur minimal von 643.000 Euro auf 646.000 Euro. Für die Kanzlei arbeiteten zuletzt 175 Vollzeit-Berufsträger, das sind 12,2 Prozent mehr als noch 2010/11 und sogar rund ein Drittel mehr als vor zwei Jahren. Mit dem aktuellen UBT gehört Allen & Overy zwar nach wie vor unter die Top-Kanzleien hierzulande, ist aber noch einiges von ihrem eigenen Höchstwert von 786.000 Euro im Jahr 2009 entfernt. Damals hatte sie bei minimal gestiegenem Umsatz vor allem durch eine deutliche Verkleinerung ihrer deutschen Praxis diesen Spitzenwert erreicht.
Diesen Schrumpfungsprozess hat die Kanzlei seit rund zwei Jahren hinter sich gelassen. Seither versucht Allen & Overy sehr nachdrücklich, zu den führenden Adressen hierzulande aufzuschließen. Personelles Wachstum ist dabei ein wesentlicher Bestandteil. Doch bleibt die Herausforderng, die Qualität der Mandate und damit letztlich auch den Umsatz pro Berufsträger zu erhöhen. Das jetzige Ergebnis mit einem minimal erhöhten UBT ist vor diesem Hintergrund zwar ein erster Beleg dafür, dass sich die Investitionen auszuzahlen beginnen, aber auch nicht mehr. Um die Investitionen langfristig auch gegenüber der Zentrale in London zu rechtfertigen, braucht es weitere Steigerungen in der Qualität der Mandate, unter anderem auch durch Synergien zwischen den verstärkten Praxen.
Im internationalen Vergleich kann sich die deutsche Praxis momentan gut behaupten. Sie trug insgesamt 10,8 Prozent zum weltweiten Ergebnis von 1,45 Milliarden Euro bei. Damit ist Deutschland gemessen am Umsatz die Nummer zwei nach dem britischen Heimatmarkt.
Insgesamt steigt bei Allen & Overy die Bedeutung der Büros außerhalb des britischen Heimatmarkts seit Jahren kontinuierlich. Lag der Anteil am weltweiten Gesamtumsatz noch vor wenigen Jahren bei rund 50 Prozent, so trugen die Umsätze außerhalb Londons 2011/12 schon zu 60 Prozent zum Gesamtergebnis bei.
Zuletzt hatte Allen & Overy neben Washington D. C. in Casablanca und Istanbul eröffnet. Die Kanzlei zählt inzwischen 42 Büros in 29 Ländern. Der Start in Vietnam ist bereits angekündigt. (René Bender)