Zwischen 1,5 und 5 Prozent ihres Budgets geben Rechtsabteilungen laut der Studie für Legal Technology aus. Je nach Unternehmen liegen die individuellen Ausgaben der Teilnehmenden zwischen 5.000 und 1,5 Millionen Euro. Damit lag die Höhe der Investitionen in Legal Tech im Schnitt knapp über 200.000 Euro, was mehr als das Doppelte im Vergleich zur Vorgängerstudie aus dem Jahr 2021 bedeutet.
Während die meisten Unternehmen also mehr Geld für Legal Tech ausgaben, sind die Budgets der Rechtsabteilungen im Vergleich zur Vorgängerstudie leicht gesunken, heißt es in der jüngsten Publikation. Im Schnitt addierte sich das Jahresbudget der Rechtsteams auf nur 0,17 Prozent des Gesamtumsatzes der teilnehmenden Unternehmen. Vor zwei Jahren lag der Wert bei 0,19 Prozent. Dieses Absinken überrascht, gaben doch fast 60 Prozent aller Teilnehmenden an, dass die Abdeckung neuer rechtlicher und regulatorischer Auflagen ihre größte Sorge beziehungsweise ihr größter ‚ Pain Point ‘ ist.
Erfasst wurde für die Studie auch die Mandatierung von Kanzleien: Etwa ein Viertel des gesamten Legal Spend fließt in externen Rechtsrat. Dieser Wert hat sich in den vergangenen zwei Jahren nicht verändert.
Personelle Struktur verändert sich
Gestiegen ist hingegen die Zahl derjenigen, die für Legal Tech oder Legal Operations in Rechtabteilungen verantwortlich sind. Waren es 2021 noch 27 Prozent, so haben mittlerweile 40 Prozent der Unternehmen einen Verantwortlichen für Legal Operations benannt. Für explizite Legal-Technology-Beauftragte haben sich hingegen nur 29 Prozent der Antwortgebenden entschieden, ein Drittel der Unternehmen wiederum braucht diese Person nicht, denn sie haben bislang noch keine Legal-Tech-Software im Einsatz. Interessanterweise hat die Größe des Unternehmens keinen Einfluss darauf, ob es eine solche Position im Rechtsteam gibt oder nicht.
Service Center und ihre Alternativen
Ebenfalls unabhängig von der Unternehmensgröße ist laut Studie die Nutzung eines sogenannten Legal Service Center (LSC). Dieses übernimmt Aufgaben wie etwa das Ausfüllen von Templates, die Pflege des Transparenzregisters und das Monitoring von sonstigen Unternehmensobligationen. Hier sind es eher mittelgroße Unternehmen (20 Prozent), die eine solche Einheit zu Rate ziehen. Von den großen Unternehmen gaben nur rund 10 Prozent an, über ein eigenes LSC zu verfügen.
Bei der externen Unterstützung setzen sämtliche Unternehmen nach wie vor in erster Linie auf den klassischen Rat aus Kanzleien, dabei überwiegen Fachgebiete wie Transaktionen, Arbeitsrecht sowie Litigation. Hauptgründe für die Mandatierung sind besonderes Know-how sowie interne Kapazitätsgründe.
Entwicklungspotenzial der Rechtsteams
Nur 6 Prozent aller befragten Rechtsabteilungen haben im Jahr 2022 einen sogenannten Alternative Legal Service Provider (ALSP) in Anspruch genommen, also solche Rechtsdienstleister, die vor allem zeitaufwendige und repetitive Rechtsaufgaben übernehmen. Klassischer Anwendungsfall ist das Prozess- oder Projektmanagement. Dass hier noch enormes Steigerungspotenzial besteht, wird besonders eklatant im internationalen Vergleich: Global greifen laut einer anderen EY-Studie mit der Harvard Law School rund 80 Prozent der Unternehmen auf ALSP zurück. Immerhin: 16 Prozent der in Deutschland Befragten haben vor, in diesem Jahr ALSP verstärkt nutzen zu wollen.
Befragt hatten der BUJ und EY Law 109 Unternehmen verschiedener Branchen, unter anderem aus dem Dienstleitungssektor sowie der Pharma- und Konsumgüterindustrie. Fast ein Viertel der Befragten stammt aus dem Öffentlichen beziehungsweise Non-Profit-Sektor. Wie in der Vorgängerstudie 2020/2021 wurden die befragten Rechtsabteilungen in drei Leistungsgruppen eingeteilt − je nachdem, ob sie selbst in ihrem Arbeitsalltag Kriterien wie fachliche Qualität, Kundenzufriedenheit und Kosten erfassen und somit die eigene Weiterentwicklung steuern.
Transparenzhinweis: Der JUVE-Verlag ist Medienpartner des diesjährigen Unternehmensjuristenkongresses.