Die von Andreas Tilp gegründete Kanzlei in Kirchentellinsfurt bei Tübingen besteht seit Langem aus zwei GmbHs. Tilp war bis zu seinem Tod alleiniger Gesellschafter beider Einheiten.
Über die Tilp Rechtsanwaltsgesellschaft werden vor allem Verfahren für Bankkunden und andere Privatpersonen geführt. Sie vertritt etwa den Anleger, der vom OLG Stuttgart kürzlich zum Musterkläger im Diesel-Musterverfahren (KapMuG) gegen Daimler bestimmt wurde (Az. 20 Kap 1/21).
Die Tilp Litigation GmbH ist auf internationale Fälle und institutionelle Mandanten spezialisiert. Sie vertritt etwa Deka, die Investmentsparte der Sparkassen, als Musterklägerin gegen VW, ebenfalls in Sachen Kapitalmarktkommunikation zur Dieselaffäre.
Die Doppelstruktur bleibt bestehen, allerdings sind nun die meisten der langjährig tätigen Tilp-Anwälte über eine Kapitalerhöhung beteiligt. Gesellschafter beider GmbHs sind nun Peter Gundermann, Alexander Heinrich, Martin Kühler, Axel Wegner, Marc Schiefer und Marvin Kewe – bis auf Kühler und Wegner waren alle schon vor Andreas Tilps Tod angestellte Geschäftsführer.
Familie Tilp bleibt Teil der Kanzlei
Eine Besonderheit der Tilp Rechtsanwaltsgesellschaft ist, dass zusätzlich Vanessa Tilp, die Tochter des Kanzleigründers, über den durch Erbe erhaltenen Anteil dem Gesellschafterkreis beigetreten ist. Sie ist derzeit Referendarin. Dass sie nach dem zweiten Staatsexamen in die Kanzlei eintreten würde, stand schon zu Lebzeiten ihres Vaters fest.
Insgesamt hat die Kanzlei aktuell damit sechs Partner und drei Associates. Managing-Partner, jeweils für beide Gesellschaften, sind Gundermann (Schwerpunkt Personal) und Kewe (Finanzen). Zur neuen Gesellschafterstruktur haben sich die Tilp-Anwälte von Dr. Franz Wallner beraten lassen, Partner der Stuttgarter Kanzlei Schelling & Partner.
Neue Milliardenklage gegen Bayer
In den Tagen zwischen den Jahren, als die Tilp-Anwälte in eigener Sache beim Notar saßen, reichten sie vor dem Landgericht Köln eine gewaltige Klage ein, die noch der Kanzleigründer selbst mit angeschoben hatte: Im Namen von 320 Investoren verklagt die Kanzlei Bayer wegen des Vorwurfs fehlerhafter Finanzmarktkommunikation zu Risiken der Monsanto-Übernahme. Streitwert: 2,2 Milliarden Euro. Die Federführung in dem Verfahren liegt bei Axel Wegner und Christian Herrmann. Für Bayer ist SZA Schilling Zutt & Anschütz im Einsatz.