Als Leiter der Verwaltung des fürstlichen Vermögens übernimmt Nussbaum einen Posten, der in ähnlicher Form zuletzt unter dem Vater des heutigen Fürsten, dem 1989 verstorbenen Franz Josef II., besetzt war. Laut Medienberichten wird das Vermögen des Hauses auf mehrere Milliarden Euro geschätzt. Dazu zählen unter anderem Immobilien-, Energie- und Agrartechnologie-Investments sowie die Privatbank LGT, die zugleich als Asset-Manager und Family Office agiert. Außerdem hält die Fürstenfamilie umfangreichen Grundbesitz und ist Eigentümerin einer bekannten Kunstsammlung.
Prägende Figur im Private-Equity-Markt
Nussbaum begann seine Anwaltskarriere 1991 in New York, 1993 kehrte er nach Deutschland zurück. Dort schloss er sich Bruckhaus Westrick Stegemann an, einer Vorläuferkanzlei von Freshfields Bruckhaus Deringer, bei der er 1998 Partner wurde. Als einer der ersten Anwälte im deutschen Markt legte er dabei besonderen Fokus auf die Private-Equity-Branche. 2004 wechselte er gemeinsam mit seinem Corporate- und Private-Equity-Kollegen Dr. Norbert Rieger und dem Steuerrechtler Dr. Rolf Füger zu Milbank und eröffnete für die US-Kanzlei ein Büro in München.
In den folgenden Jahren etablierten die Partner Milbank als eine zentrale Adresse im deutschen Transaktionsmarkt, wobei sich Nussbaum vor allem auf die Beratung von Finanzinvestoren konzentrierte. Dort war er bei zahlreichen großvolumigen Deals im Einsatz, unter anderem für Goldman Sachs beim Kauf des Farbenherstellers Flint, für PAI Partners und wiederum Goldman Sachs beim Verkauf des Baustoffproduzenten Xella sowie für Advent beim Kauf der Gasmotorensparte von General Electric.
Erstkontakt vor über 20 Jahren
Der ursprüngliche Kontakt zum Liechtensteiner Herrscherhaus kam bereits um die Jahrtausendwende im Hamburger Freshfields-Büro zustande. Nussbaums Praxis dort beriet unter anderem das schwedische Private-Equity-Haus Industri Kapital (heute IK Investment Partners), für das damals ein Sohn des Fürsten, Prinz Max, tätig war. Dieser ist seit 2006 CEO von LGT.
Das Liechtensteiner Bankhaus und seine diversen Investmentgesellschaften zählen seit etlichen Jahren zu Nussbaums und Milbanks Stammmandanten. Unter anderem beriet Nussbaum LGT 2010/11 beim Verkauf des Deutschlandgeschäfts sowie beim versuchten Kauf der Deutsche Bank-Tochter BHF. Zuletzt war er für LGT und deren kürzlich ausgegliederte Private-Equity-Gesellschaft Lightrock bei Finanzierungsrunden für das Flugtaxi-Start-up Lilium und das Insurtech-Unternehmen Wefox im Einsatz. Bei der LGT-Beteiligung an dem digitalen Vermögensverwalter Liqid übernahm vor Kurzem Milbank-Partner Dr. Martin Erhardt die Federführung.
Zweitkarrieren in Deutschland eher selten
Dass prominente Wirtschaftsanwälte nach mehreren Jahrzehnten als Kanzleipartner eine zweite Karriere in einer anderen Branche antreten, ist im deutschen Markt – anders als etwa in den USA – recht selten. Dr. Konstantin Mettenheimer etwa, bis 2013 internationaler Co-Senior Partner bei Freshfields, wechselte aus dem Kanzleimanagement an die Spitze der Privatbank Edmond de Rothschild in Deutschland. Seit 2015 ist er als freier Berater tätig, unter anderem für vermögende Familien und Stiftungen.
Christof von Dryander, Mitgründer der deutschen Praxis von Cleary Gottlieb Steen & Hamilton, ging 2012 als Rechtschef zur Deutschen Bank in Frankfurt und wurde 2017 gemeinsam mit dem Briten Simon Dodds internationaler General Counsel. 2018 kehrte er als Senior Counsel zu Cleary zurück. Dr. Michael Lappe, Ex-Senior Partner von Linklaters, war nach seinem Ausstieg 2012 zunächst freier Berater und wurde 2018 General Counsel der Deutschen Börse. 2021 gab er seinen Posten an die altgediente Inhouse-Juristin Bettina Kramer-Braun ab.