Der Anleger Kurt Ebert wurde aus den Klägern von rund 1800 ausgesetzten Verfahren ausgewählt und hat nun bis Mitte Juni Zeit, sich dem Gericht gegenüber schriftlich zu äußern. Ebert fordert Schadensersatz von Ernst & Young (EY) als Wirtschaftsprüferin von Wirecard und Ex-CEO Markus Braun.
Der Kläger wird von den Mattil & Kollegen und dem Anwalt Dr. Elmar Vitt aus Salzhausen in Niedersachsen vertreten. Bei Mattil führt Susanne Kunzfeld mit Unterstützung des Namenspartners Peter Mattil das Musterverfahren, während sich Vitt um fachliche Fragen rund um das Thema sittenwidrige Schädigung kümmert. Eberts Kosten werden vom Prozessfinanzierer Jurfin getragen. Vitt ist regelmäßig für Jurfin tätig. Beide kümmern sich schwerpunktmäßig um große streitige Erbrechtsfälle und deren Finanzierung. Jurfin hatte allerdings auch schon früh um Kläger gegen EY geworben, so entstand auch der Kontakt zum heutigen Musterkläger.
Mattil startet spät – und macht am Ende das Rennen
Nach JUVE-Informationen hatten Ebert und Vitt zuerst mit Schirp & Partner zusammengearbeitet, einer ebenfalls bekannten Klägerkanzlei, bevor sie sich mit Mattil zusammentaten. Mattil hat ebenfalls eigene Kläger gesammelt, die Klagen allerdings deutlich später eingereicht, als die Wettbewerber. So konnten noch Ergebnisse des sogenannten Wambach-Berichts aus dem Untersuchungsausschuss des Bundestages einfließen und Informationen aus dem Verfahren des Wirecard-Insolvenzverwalters zu den Jahresabschlüssen des Unternehmens aus 2017 und 2018.
Neben Mattil, Schirp und Vitt gehörte auch Tilp zum engeren Kreis der in Frage kommenden Klägerkanzleien. Vor allem die Kanzlei Tilp war in Sachen Wirecard schon früh aktiv und hatte für den Effecten Spiegel noch vor der Insolvenz Klage gegen das Unternehmen eingereicht.
EY-Mandat wandert mit Zoller zu Lutz Abel
EY wird im Musterverfahren bekanntlich von Lutz Abel und dem Team um Dr. Michael Zoller vertreten, der ebenfalls beklagte Ex-Vorstand Markus Braun von Schmitz & Partner (JUVE berichtete).
Das Verfahren liegt am 1. Zivilsenat des Bayerischen Obersten Landesgerichts, Vorsitzende ist die Gerichtspräsidentin Dr. Andrea Schmidt, eine erfahrene Bank- und Kapitalmarktexpertin.