Will die Bundesregierung denn überhaupt keine Insolvenzverfahren mehr zulassen? Nach Jahren mit ausgesetzten Antragspflichten, Corona-Hilfen, Kurzarbeitergeld und Stützungsmaßnahmen dringen die Insolvenzverwalter, aber auch die unterbeschäftigten Last-Minute-Krisenberater in den Kanzleien kaum noch durch mit ihrem marktwirtschaftlichen Glaubenssatz, dass Insolvenzen eine notwendige Marktbereinigung sind und der Wirtschaft als Ganzes nicht schaden. Auch bei der Werftenrettung (MV Werften) und im Verkehrssektor (Abellio) spielt der Staat eine wichtige Rolle.
Mit dem Ukraine-Krieg kam beratungsseitig allerdings eine neue Dynamik in die Restrukturierungslandschaft: Im Energiesektor setzte sich
Zur Insolvenzvermeidung trägt das 2021 in Kraft getretene Sanierungsgesetz StaRUG weniger bei als erhofft. Die erfolgreichen Fälle gelangen planmäßig nicht an die Öffentlichkeit, vereinzelt waren Verfahren aber auch nicht erfolgreich, und es gab Folgeinsolvenzen. Aus Beratersicht ist es jetzt ein Werkzeug unter vielen. Es kann immerhin ein Katalysator sein, um finanzielle Restrukturierungen voranzubringen, denn die Ausarbeitung einer Mehrheitsentscheidung zeigt den Weg für einen möglichen Konsens. Höhere gesetzliche Hürden für Insolvenzen in Eigenverwaltung, die zeitgleich mit dem StaRUG verabschiedet wurden, haben dieser Verfahrensform überhaupt nicht geschadet, im Gegenteil: In den großen Unternehmensinsolvenzen ist die Eigenverwaltung inzwischen Standard.
Verwalter im Krisenmodus
Die tiefgreifende Marktveränderung in der Insolvenzverwaltung ist inzwischen offensichtlich. Einer der großen Kanzleinamen, Leonhardt Rattunde in Berlin, verschwand von der Bildfläche, ihr maßgeblicher Insolvenzexperte
Zahlen aus JUVE-Recherchen deuten einen Grund dafür an, dass die Kanzleien so defensiv auf der Suche nach möglichem Alternativgeschäft sind: Für die fehlenden Bestellungen bieten Beratungsmandate unterhalb der Top-Restrukturierungen keinen lukrativen Ersatz, denn die Honorare für solche Beratungen steigen nicht, das Engagement ist nicht attraktiv genug. Die gute Auslastung der führenden Restrukturierungsteams liegt dann auch eher daran, dass viele Krisenmandate etwa aus den Branchen Automotive und Einzelhandel zu Dauermandaten geworden sind. Die Aufstellung des Teams von