Zuvor hatten die Berliner Gespräche in verschiedene Richtungen geführt. Auch ein Wechsel zur US-Kanzlei Morrison & Foerster, die seit 2013 in der Hauptstadt präsent ist, soll zur Debatte gestanden haben. Zu dem dortigen Medienrechtsteam um Dr. Christoph Wagner bestehen enge Kontakte. Allerdings mutmaßten Beobachter, dass das Konfliktpotenzial zwischen den beiden Praxen zu groß gewesen wäre.
Mit Greenberg Traurig haben sich die Partner nun für eine Kanzlei entschieden, die in Deutschland bislang ein unbeschriebenes Blatt ist. Die US-Kanzlei hatte aber schon bei ihrer Büroeröffnung in London 2009 angekündigt, in Kontinentaleuropa expandieren zu wollen. 2012 kam durch den Gewinn ehemaliger Dewey & LeBoeuf-Anwälte das Büro in Warschau hinzu. Dieses verstärkte die Kanzlei zuletzt im Mai mit dem Zugang zweier großer Immobilienteams. Bereits seit 2002 ist Greenberg Traurig in Amsterdam präsent, zudem verfügt sie über eine strategische Allianz mit der italienischen Kanzlei Studio Santa Maria in Rom und Mailand.
Für die Olswang-Anwälte ist die US-Kanzlei keine Unbekannte: Zwischen 2005 und 2009 waren beide Kanzleien über eine strategische Allianz verbunden, die jedoch mit dem Markteintritt Greenberg Traurigs in Großbritannien endete.
Die ursprünglich aus Miami stammende Kanzlei beschäftigt weltweit rund 1.800 Berufsträger. Neben den USA und Europa verfügt sie zudem noch über Büros in Lateinamerika, Nahost und Asien. Berlin wird ihr 38. Standort. „Berlin ist eines der Zentren für Business, Technologie, Kultur und Weltpolitik. Die Stadt zeichnet sich durch einen Unternehmergeist aus, den ich weltweit nirgendwo so intensiv gespürt habe wie hier”, sagte Richard Rosenbaum, CEO von Greenberg Traurig.
Mit dem Berliner Team findet Greenberg Traurig nun eine Mannschaft, die sich in den vergangenen Jahren durch starkes Wachstum ausgezeichnet hatte. Vor allem die Immobilienpraxis und das Medienteam sind im Markt besonders bekannt. Gerade aus diesen beiden Teams heraus hatten sich in den vergangen Jahren eine Reihe junger Partner vor allem auch im Corporate-Bereich stark weiter entwickelt.
Radikaler Strategieschwenk bei Olswang
Die Gründe für die Abspaltung von Olswang liegen auf der Hand: Nachdem CEO David Stewart die Kanzlei im Oktober vergangenen Jahres verlassen hatte, gab es in der britischen Firma einen radikalen Strategieschwenk. Stewart stand für den internationalen Ausbau der Kanzlei, der auch von den deutschen Partnern mitgetragen wurde. Die deutschen Standorte selbst waren jahrelangen Bestandteil dieses Ausbaukurses und trieben die internationale Vernetzung in der Kanzlei maßgeblich voran.
Olswang eröffnete im Herbst 2006 in Berlin zunächst mit kleiner Mannschaft und drei früheren Partnern von Freshfields Bruckhaus Deringer, Luther und der damaligen Kanzlei Haarmann Hemmelrath. 2008 kam die erste große Erweiterung durch ein Linklaters-Medienteam, zu dem Dr. Stefan Lütje, Georg von Wallis sowie Dr. Viola Bensinger gehörten. Im Jahr darauf folgte der Zugang des gesamten Berliner Immobilienrechtsteam von Freshfields um Partner Dr. Christian Schede, der heute deutscher Managing-Partner der Kanzlei ist und diese Position auch bei Greenberg Traurig innehaben wird. 2011 folgte die Eröffnung mit einem IP-Team in München. Anfang 2014 gründete Olswang in Berlin eine eigene deutsche Restrukturierungsgesellschaft. Dafür gewann Olswang ein sechsköpfiges Team um den bekannten Partner Christian Köhler-Ma, welcher von der anerkannten Insolvenzkanzlei Leonhardt wechselte.
Neben den bislang 13 Equity-Partnern von Olswang wird der M&A-Spezialist und bisherige Senior Associate Dr. Henrik Armah der 14. Partner im Berliner Greenberg Traurig-Büro. Während das Münchner Büro nach der Abspaltung bei Olswang verbleibt und sich zuletzt schon personell verstärkt hat, wird die Restrukturierungsberatung ebenfalls künftig unter Greenberg Traurig firmieren.
„Greenberg Traurig passt mit seinen vielfach ausgezeichneten Praxisgruppen für Corporate/M&A, Immobilien, Technologie & Telekommunikation, Medien und Infrastruktur hervorragend zu unserem deutschen Angebot“, sagte Schede. „Die überzeugende unternehmerische Ausrichtung, die Wachstumsstrategie und das internationale Netzwerk von Greenberg Traurig ermöglichen es uns, gemeinsam mit unserem talentierten Nachwuchs unsere Zukunft selbst zu gestalten.“ (Ulrike Barth, Christine Albert)