Vermögensarrest

Ex-Wirecard-Chef verbucht Teilerfolg mit Schmitz & Partner

In die Causa Wirecard ist erneut Bewegung gekommen: Der Ex-CEO des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard, Dr. Markus Braun, hat für sich und sein Vermögen einen Teilerfolg erzielt: Einer von zwei millionenschweren Arrestbefehlen, die Insolvenzverwalter Michael Jaffé erwirkt hatte, wurde nun vom Landgericht München I aufgehoben. Doch Braun kann weiterhin nicht auf sein Vermögen zugreifen.

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Bernd-Wilhelm Schmitz

Bei dem aufgehobenen Arrestbefehl handelt es sich um eine Summe von 35 Millionen Euro. Der verbliebene Arrestbefehl über 140 Millionen Euro wurde vom Gericht bestätigt. Zu diesem erklärte das Gericht, dass Insolvenzverwalter Jaffé es glaubhaft gemacht habe, dass Braun seine Pflichten als Vorstandsmitglied der Wirecard verletzt habe. Hier geht es zum einen um die Auszahlung eines Darlehens über 100 Millionen Euro an eine in Singapur gegründete Gesellschaft, und zwar ohne Sicherheiten und trotz Zahlungsrückständen aus einem früheren Darlehen. Zum anderen handelt es sich um die Zeichnung zweier Schuldverschreibungen über 100 Millionen Euro. Von den insgesamt 200 Millionen seien nur 60 Millionen zurück an Wirecard geflossen, wodurch sich die Summe von 140 Millionen Euro ergebe.

Beim aufgehobenen Arrestbefehl über 35 Millionen Euro ging es um Geld, das Ex-Vertriebsvorstand Jan Marsalek per Kreiselüberweisung aus dem Konzern abgezweigt haben soll, um einen Kredit bei Braun zu begleichen. Braun argumentiert, davon nichts gewusst zu haben. Das Gericht befand nun, dass nicht hinreichend glaubhaft gemacht worden sei, dass Braun im Bilde war.

Vermögen für Gläubiger reserviert

Allzu große praktische Bedeutung für Braun haben die Entscheidungen nicht. Auch die Münchner Staatsanwaltschaft hat das Privatvermögen des unter Betrugsverdacht stehenden Managers arrestieren lassen. Faktisch hat Braun also keinen Zugriff auf die 35 Millionen Euro.

Der Zahlungsabwickler Wirecard war 2020 nach dem Eingeständnis von Scheinbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro zusammengebrochen. Der frühere Vorstandschef Markus Braun sitzt seit rund zwei Jahren in Untersuchungshaft.

Vertreter Ex-CEO Markus Braun
Schmitz & Partner (Frankfurt): Dr. Bernd-Wilhem Schmitz, Mirjam Escher (Konfliktlösung)

Eike Bicker

Vertreter Jaffé
Gleiss Lutz: Dr. Eike Bicker (Compliance; Frankfurt), Dr. Luidger Röckrath (Konfliktlösung; München), Dr. Marcus Reischl (Compliance/Konfliktlösung; Frankfurt)
Jaffé (München): Dr. Michael Schuster, Dr. Lothar Czaja (beide Insolvenzrecht)

Landgericht München, 5. Kammer für Handelssachen 
Dr. Helmuth Krenek (Vorsitzender Richter) 

Hintergrund: Alle Berater waren seit Beginn des Prozesses involviert.

Gleiss war Mitte 2020 zum Wirecard-Komplex hinzugezogen worden. Inzwischen ist ein großes Gleiss-Team für Insolvenzverwalter Jaffé in einer Reihe unterschiedlicher Aufgaben tätig. Ein großer Part ist weiterhin die Aufklärung der Vorgänge, die zur Insolvenz und zum Strafverfahren gegen die Verantwortlichen des Unternehmens führte. Außerdem ficht Jaffé auch seine Klagen mithilfe der Litigation-Truppe von Gleiss aus.

Braun, gegen den die Staatsanwaltschaft München im März Betrugsanklage erhob und gegen den auch Anlegerklagen laufen, hat unter anderem die Frankfurter Boutique Schmitz & Partner mandatiert, die auf Organhaftung und kapitalmarktrechtliche Streitigkeiten spezialisiert ist. (mit Material von dpa)

Copyright Teaserbild: Sven Simon/picture alliance / FrankHoermann / SVEN SIMON

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