Freshfields

Umsatz steigt, aber Investitionen drücken UBT

Auf 453,5 Millionen Euro steigerten die deutschen Standorte von Freshfields Bruckhaus Deringer im vergangenen Geschäftsjahr ihren Umsatz. Nach kräftigen Zuwächsen in den beiden Vorjahren konnte die Kanzlei ihr Ergebnis zwischen Mai 2019 und April 2020 noch einmal um 2,6 Prozent steigern. Wegen aufwändiger Compliance-Mandate ist die Kanzlei dabei auch personell gewachsen und zählt hierzulande weit über 500 Anwälte. Dies geht allerdings zulasten des UBT. In Österreich erwirtschaftete die Kanzlei ein Umsatzplus von 4,1 Prozent.

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Bergmann_Helmut
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Die Konkurrenz unter den Kanzleien an der Marktspitze wird jedoch nicht so sehr um Größe oder Gesamtumsatz geführt. Es ist vielmehr der rechnerische Umsatz pro Berufsträger (UBT), auf den viele schauen, da er Rückschlüsse auf die Produktivität einer Kanzlei zulässt.

Freshfields liegt bei dieser Kennzahl mit rund 854.000 Euro deutlich vor den anderen London-basierten Spitzenkanzleien Clifford Chance, Linklaters und Allen & Overy – gleichzeitig aber inzwischen rund 100.000 Euro hinter dem UBT der US-Rivalin Latham & Watkins. Diese legte Anfang des Jahres eine Steigerung um 6,6 Prozent auf 958.000 Euro UBT vor.

Freshfields beschäftige zuletzt 568 Anwälte, umgerechnet auf die Kennzahl der Full-Time-Equivalents (FTE) waren es bis Ende April 530,9 Anwälte. Das sind noch einmal 4,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dies drückte den UBT um 1,7 Prozent nach unten. Trotzdem setzte Freshfields weiterhin auf personelles Wachstum und ernannte acht neue Partner in den vergangenen beiden Jahren, darunter in der Corporate-Praxis auch zwei Frauen.

Mehr Litigation braucht mehr Personal

Der Personalbedarf in komplexen Litigation- und Investigation-Mandaten treibt zudem die Einstellungen von angestellten Anwälten voran. Inzwischen arbeitet die Kanzlei mit einer deutlich höheren Leverage als noch vor ein paar Jahren, zugleich zählt sie bekanntlich zu denen, die konsequent in Technologielösungen für Standardaufgaben investieren, wie beispielsweise beim Diesel-Großmandat für VW. Diese Art von Mandaten spielt mittlerweile auch bei der Arbeit für andere Konzerne eine wichtige Rolle und ist ein wesentlicher Grund dafür, dass Freshfields nun auch Gewerbesteuer zahlt. Auf den Gewinn könnte allerdings der 50-Millionen-Euro-Vergleich drücken, den die Kanzlei mit dem Insolvenzverwalter der an ihren Cum-Ex-Gestaltungen gescheiterten Maple Bank schloss. Ob eine Versicherung diesen Betrag übernommen hat, ist nicht bekannt. Die Kanzlei gibt darüber keine Auskunft.     

Zentrale Mandate waren im Geschäftsjahr 2019/2020 neben der andauernden Arbeit für VW auch eine interne Untersuchung bei Audi, riesige Deals wie der Kauf von Lufthansa Sky Chefs mit RRJ Capital oder die Beratung von KKR beim Kauf von Springer sowie die Vertretung von Volvo gegen Kartellschadensersatzforderungen. 

Leicht gestiegener UBT in Österreich

In Wien hatte die Kanzlei vor zwei Jahren spürbar personell aufgestockt. Jetzt kletterte der Umsatz bei geringfügig angestiegenem Personalbestand um 4,1 Prozent nach oben: von knapp 54 auf 56 Millionen Euro. Der Umsatz pro Jurist stieg um 1,3 Prozent auf 661.700 Euro. Zu den zentralen Mandanten des Büros zählt seit Langem beispielsweise die Porsche Holding, die Freshfields Österreich beim Kauf von Teilen der portugiesischen SAG-Gruppe beriet.    

Die Corona-Pandemie hat die Bilanzen der europäischen Praxen bis Ende April noch nicht so hart getroffen, wie das weltweite Geschäft. Die Büros in Asien, wo mehrere hundert Anwälte arbeiten, waren um etliche Wochen früher betroffen, als die europäischen. Trotzdem konnte auch Freshfields weltweit starke Zahlen vorlegen: Der Umsatz stieg um 1,3 Prozent auf 1,52 Milliarden britische Pfund (rund 1,7 Milliarden Euro). Der Nettogewinn lag mit 685 Millionen Pfund (rund 785 Millionen Euro) etwas unter dem Vorjahr, hierzu weist die Kanzlei auf erhebliche Investitionen in die Modernisierung der IT-Systeme und Legal Tech hin. Zugleich hatte sie im vergangenen Geschäftsjahr ein Team von Cleary Gottlieb Steen & Hamilton abgeworben und die aktuelle Offensive in den USA eingeleitet. Damit lag auch die Rechengröße des durchschnittlichen Gewinns pro Equity-Partner mit 1,83 Millionen Pfund (rund 2 Millionen Euro) um 1,3 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Um die unsicheren Auswirkungen der Corona-Krise abzufedern, hat das internationale Management, zu dem auch der kontinentaleuropäische Managing-Partner Dr. Helmut Bergmann (Berlin) gehört, Maßnahmen beschlossen. Dazu gehört, dass die Auszahlungen der Partnerentnahmen für das vierte Quartal des Geschäftsjahres bis September auf Eis sind, um die Liquidität abzusichern. (Antje Neumann)

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